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1. Deutsche Dichtung im Mittelalter - S. 16

1881 - Trier : Lintz
16 Denn wir sehen, das die jungen Kinder und jungen Leute mit Fabeln und Merlin leichtlich bewegt, und also mit tust und liebe zur Kunst und Weisheit gefürt werden, welche lust und liebe beste grösser wird, wenn ein Esopus oder dergleichen Larua oder Fastnachtpntz surgestellet wird, der solche knnst ausrede oder furbringe, das sie beste mehr drauss mercken, und gleich mit lachen annemen und behalten. Nicht allein aber die Kinder, sondern auch die grossen Fürsten und Herrn, kan man nicht das betriegcn zur Warheit und zu jrem nutz, denn das man jnen lasse die Narren die Warheit sagen, dieselbigen können sie leiden und hören, sonst wöllen oder können sie von keinem Weisen die Warheit leiden, Ja alle Welt hasset die Warheit, wenn sie einen trifft. Darnmb haben solche weise hohe Leute die Fabeln erticht, und lassen ein Thier mit dem andern reden, Als sotten sie sagen, Wolan, es wil niemand die Warheit hören noch leiden, und man kan doch der Warheit nicht entberen, So wöllen wir sie schmücken, und vnter einer lüstigen Lügenfarbe und lieblichen Fabeln kleiden, Vnd weil man sie nicht wil hören durch Menschen mund, das man sie doch höre durch Thiere und Bestien mund. So geschiets denn, wenn inan die Fabeln liefet, das ein Thier dem andern, ein Wolfs dem andern die Warheit sagt, Ja zu weilen der gemalete Wolff oder Beer, oder Lewe im Buch dem rechten zweifüssigen Wolff und Lewen einen guten Text heimlich liefet, so wol einen Fuchs ober Tisch also ansprechen, das jm der schweis möchte aus- brechen, und solte wol den Esopum gern wöllen erstechen oder verbrennen. Wie denn der Tichter des Esopi anzeigt, das auch Esopus umb der Warheit willen ertödtet sey, und jn nicht geholffen bat, das er in fabeln weise, als ein Narr, dazu ein ertichter Esopus, solche Warheit die Thier hat reden lassen, Denn die Warheit ist das unleidlichste ding auff erden. 12. Aus Sebastian Tranks (f um 1545) „Jucltburfj“. Der Adel Germaniens. Der ander stand Germanie ist der Adel. Die aus; Gottes ordnung recht edel, vätter des vatterlands, ein forcht und ruot der bösen, und ein schilt bürg, ausfenthalt der frummen sein sotten, witwen und weysen handthaben, die schinden und schaben sy selbs; und die die Hund vor dem pferrich sein sotten, feind vilmals selbst wölff, und reissen alles mit gemalt zuo jnen, was sy vermögen; und wer not, das man vor den hüttern und Wächtern hüttet und wachet; deren Adel gantz und gar von seinem alten glantz ist kummen, und ettwan an tugent stuond, yetzvnd aber alleyn mit stoltzheyt, bracht, reichthumb, gebürt, tyranney jren Adel beweisen; und wie sy yederman verhasset sein, und nichts dann orenkrawer und heüchler für wäre freünd, ja in der warheit souil seynd, wieuil knecht und vnderthonen haben. Nun zeügct zwar die nächst beürisch auffruor gennogsam, was für lust und freündt- schaft die vnderthonen zuo jren Herren haben, die also mit gemalt faren. Die alten Edlen motten mit wolthat jnen die vnderthonen bewegen und willig machen; und diß war auch jr maur und seül, darhinder und daranff jr Reich stuond. Sy aber achteten sich auch reich, so sy reich und wolhabende vnderthonen hetten, die sy in allweg mit guotter ordnung, vorgehung und gesatzen förderten, anff das sy immer ye mehr zuo geben hetten. Ietz will man es alles mit gwalt anßropffen, ja auffeinmal nemmen, und zuo lieben, kriegen und geben nötten, und in summa törlich unwillige Hund zuiagen füren, so doch nie icht inn die lenze bestanden ist, das forcht oder notzwang hat auß- getroschen und abgenöt. Die natur entsitzt ab dem notzwang, die liebe will frey sein, und bede, der will und das Hertz, Ungezwungen. Jn summa, es ist yederman eyngepflantzt ein liebe der freyheit von dem freyen Gott, das wir lieber wöllen gefürt, dann gezogen werden. Daranff haben vil vnedel und edel wenig acht, snndern fordern heüt diß, morgen das, mit was fnog, da fragen sy nit umb. Sy treiben keine andere handthierung, dann jagen, beyssen, sauffen, prassen, spilen, leben von reut, zinß und gölten im Überfluß köstlich. Warumb sys aber nemmen, und was sy darfür schuldig seind zuthuon, gedenckt kaum einer seines ampts, so jn doch dise macht, ettwas auff der burger hals zulegen, nit on vrsach und geding, zur besserung und nicht zum nachtheil der vnderthonen geben ist, so wol als dem tagloner sein taglon, das er darnmb den tag schaffe, also auch disen, nämlich darnmb, das sy Witwen und weysen vor gwalt entschritten, den armen vor gwalt Rechts verhelffen, und sich vmb aller menschen not als jrer eignen annemmen, wie vätter des vatterlandts. Darnmb sollen sy jr rent, gült, zinß und auffenthalt haben, wie einer, der dem altar dienet, vom altar, damit ein yeder taglöner seines taglons bekumme. Thuond sy dasselbig nitt, so ists
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