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1. Deutsche Dichtung im Mittelalter - S. 35

1881 - Trier : Lintz
35 von einem „Dichter" die Rede sein könne und nickt vielmehr ein „Ordner" angenommen werden müsse, welcher eine Reihe unabhängig von einander ent- standener (20) Volkslieder zusammengefügt und zu einem Ganzen verbunden habe. Als Begründer dieser Ansicht gilt K. Lachmann'). Neuere Gelehrte, vor allen Fr. Zarncke, A. Holtzmann und K. Bartsch sind dieser Ansicht entschieden entgegengetreten und halten daran fest, daß das Nibelungenlied das Werk eines Dichters ^) sei, zumal das Gedicht jene künstlerische Einheit besitze, ivie sie nur der Geist eines wahren Dichters herzustellen imstande sei. Der Name des Dichters und seine Heimat wird sich freilich wohl niemals steststellen lassen. 2. Wir besitzen von dem Gedichte 27 Handschriften, darunter 10 voll- ständige. Unter diesen sind wiederum die wichtigsten drei Pergamenthand- schriften aus dem 13. Jahrhundert: 1. Die Hohenems-Münchener Hand- schrift, um die Mitte des vorigen Jahrhunderts auf Schloß Hohenems in Vorarlberg entdeckt, jetzt in München; sie wird als Handschrift A bezeichnet. 2. Die St. Gallener Handschrift oder Handschrift B. 3. Die Hohenems- Laßbergische Handschrift, früher ebenfalls auf Schloß Hohenems, dann im Besitze des Freiherrn von Laßberg, jetzt in der von Fürstenbergischen Bibliothek zu Donaueschingen; sie wird als Handschrift C bezeichnet. Auch darüber gehen die Ansichten auseinander, welche von diesen Handschriften die ursprüngliche sei, da die eine von der anderen mehr oder weniger bedeutende Abweichungen zeigt, Lachmann hielt den Text der Handschrift A für den ältesten, Holtzmann und Zarncke den der Handschrift 0, während Bartsch nachzuweisen suchte, daß das um 1150 entstandene Original und die erste Überarbeitung verloren gegangen, von den späteren Überarbeitungen aber Handschrift B (wozu auch Handschrift A gehöre) den ältesten Text am getreuesten überliefere. Neuerdings hat W. Wilmanns (Beiträge zur Erklärung und Geschichte des Nibelungenliedes 1877) wieder an Lachmann angeknüpft, doch ist nach seiner Ansicht das Gedicht nicht aus bestimmten Einzelliedern, sondern ans größeren, nicht mehr genau unterscheidbaren epischen Dichtungen entstanden. Ausgaben des Nibelungenliedes: Bodmer 1757 (Chriemhilden Rache); Ch. H. Myller 1782 (Oer Nibelungen liet3); erste vollständige Ausgabe); Fr. H. von, der Hagen 1810; K. Lachmann 1826; Karl Bartsch 1866. Eine der besten Über- setzungen ist die von K. Simrock 1828 und öfter. 3. Der Stoff des Nibelungenliedes ist eine Mischung mythischer, sagen- hafter und christlicher Elemente. Die christlichen Elemente (Taufe, Messe, Münster, Kaplan, Pfingsten) find rein äußerlicher Natur; die sagenhaften find vier in einander verschmolzenen Sagenkreisen entnommen, dem fränkischen, burgundischen, ostgotischen und hunnischen; die mythologischen Elemente sind namentlich: Land und Volk der Nibelungen, die todbringende Bedeutung des Goldes, Brunhild, der Zwerg Alberich, die Meerjungfrauen und die Person Siegfrieds, in welcher sich augenscheinlich mythische und sagenhafte Elemente verbunden haben. Außerordentlich lehrreich ist die Vergleichung der Edda mit Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichtes von der Nibelungen Not. 1826. 2) Dieser Dichter ist nach Ansicht Fr. Pfeiffers (Der Dichter des Nibelungenliedes 1862), welcher auch Bartsch Beitritt, der sonst als Lyriker bekannte Kürenberger. .b) Handschrift A und B schließen: ditze ist der Nibelunge not, Handschrift C schließt: daj ist der Nibelunge liet. 3*
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