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1. Teil 5 - S. 128

1910 - Straßburg : Bull
128 legt, ober wie Johannes das „Friebenskinb", den lieben „Leutewart" im Jorban tauft, und wie dann, von beut Allwaltenben her, der sonst den Raben als Boten sanbte, sich der heilige Geist herabgesenkt, „einem schönen Vogel vergleichbar, einer holben Taube", ober wie sie „kaltes Eisen schlugen, neue Nägel, nietscharf unten, mit harten Hämmern ihm durch die Hünb' und Füße, bittere Bünber; — boch rächt er die Tat nicht, bic grimme". Es ist, als ob in biefer letzten Zeile die alte, auf Naturgesetz und ererbte Pflicht gegrünbete Anschauung von der Blutrache sich noch einmal aufbäume, gemischt mit gerechtem Zorn. Sonst aber zeigt der „Helianb" bei seiner Umsetzung des Evangelienberichtes in die nationale Denkart, wie tief boch schon das Christentum Wurzel geschlagen hat. Und gerabe jene Mischung des Heimischen und des Fremben ist sehr bebeutungsvoll, benn sie beherrscht ja unsere Literatur mehr ober weniger durch alle Stufen ihres Werbeganges hinburch, am tiefsten natürlich in der Zeit, wo das Christentum und die römische Welt ihren Einfluß ans die neue, triebkräftige Kultur des Germanentums ausübten. 51. Das Evangelimbuch Otfrieds. * Alfr. Biese: Deutsche Literaturgeschichte I (1907), S. 40 ff. Der Zusammenhang, der im „Helianb" wie auch im „Mnspilli" und im „Wessobrunner Gebet" noch zwischen den Trägern der neuen geistlichen Bilbung und beut Volksgesang beutlich sichtbar ist, lockerte sich schon frühe, und der Unterschieb zeigt sich, wenn man von beut Volks- prebiger des „Helianb" zu dem Evangelienbuch des gelehrten Mönches Otfrieb von Weißenburg übergeht, der unter dem Abt Hrabanus Maurus, dem Schüler Alkuins, auf der berühmten Klosterschnlc Fulba gebilbet, um 865 sein Werk an Ludwig den Deutschen sanbte. Otfrieb ersetzte die alliterierenbe Strophe durch den Reim. Und das bebeutet einen folgen- reichen Schritt in der Entwicklung unserer Literatur. Die Grunbform bentscher Poesie war bannt gefunben. Freilich gab es schon vor dem Mönche von Weißenburg alliterierenbe Strophen mit Enbreim, und in den Kirchen erschallten schon seit dem fünften Jahrhundert lateinische Hymnen in metrisch scharf gemessenen Strophen, bereu Vierzeilen zumeist gereimt waren, so daß die Sprache zu Musik warb, ohne daß sie in Fesseln geschlagen würde, und eine Fülle von Melobien schloß sich an den Wohlklang der Verse an. Aber einheitlich den Reim auch in die beutsche Dichtung eingeführt zu haben bleibt das bauernbe Verbienst Otfriebs.
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