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1. Teil 5 - S. 179

1910 - Straßburg : Bull
179 68. Johann Fischart. Im Südwesten Deutschlands machte sich seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts die französische Nachbarschaft auch in Sprache und Literatur geltend, allerdings noch ohne den einheimischen Geschmack zu verdrängen. Zahlreich waren die Beziehungen der beiden Nachbarvölker in Handel und Wandel; in Straßburg hielt man es schon in den 30er Jahren des Jahrhunderts für angebracht, einen französischen Prediger- für die in der Stadt ansässigen oder zu vorübergehendem Aufenthalt anwesenden Welschen zu bestellen: kein Geringerer als Johann Calvin versah im Anfang dieses Predigtamt. Auch die diplomatische Sprache wurde bereits beeinflußt. Als nach der Bartholomäusnacht König Karl Ix. von Frankreich wegen der in Straßburg verweilenden franzö- sischen Flüchtlinge an den Rat der Stadt schrieb, beratschlagte man, in welcher Weise das königliche Schreiben beantwortet werden solle. Die einen schlugen vor, man solle in französischer Sprache antworten, da man in dieser „nit sovil allergnedigstes und untcrthenigstes bedarf als in teutscher Sprach." Der Grund läßt sich hören und ehrt die Gesinnung der Leute, die sich gegenüber den üblichen Wendungen der Kanzleisprache in ihrer Manneswürde fühlten. Aber der Rat entschied: „Dieweil der König meinen Herrn in seiner Sprache geschrieben, sollen meine Herrn ihme wieder in ihrer Sprache schreiben, doch eine französische Copey damit einschließen, damit der tollmetsch meiner Herrn teutsch schreiben nit verkehre." Namentlich der Umstand, daß Calvins Lehre auch iu Südwestdeutschland zahlreiche Bekenner zählte, begünstigte den Grenzver- kehr der Nationen in Sprache und Literatur, und angesehne Gelehrte teilten französische Werke in ihren Kreisen durch Übersetzungen mit. Aus diesen gelehrten Kreisen stammt Johann Fischart, der sich nicht mit der Übersetzung französischer Originale begnügte, sondern sie selbständig umformte und ausdichtete, ähnlich wie etwa die mittelalterlichen Epiker ihre französischen Vorbilder selbständig nachgebildet hatten. Wir wissen nicht viel von den näheren Umständen seines vielbewegten Lebens, nicht einmal, ob er in Mainz oder in Straßburg geboren war. Jedenfalls lebte er längere Zeit in letztgenannter Stadt und im Elsaß, mit dem er durch Familienbande verknüpft war. Mit einer Tochter des Bernhard Herzog, des Verfassers einer elsässischen Chronik, war er verheiratet, und der bekannte Straßburger Buchdrucker Jobiu, der die meisten seiner Schriften druckte und verlegte, war sein Schwager. Später finden wir den unstäten Mann, der viel auf Reisen war, als Advokaten am Reichs- kammergericht in Speier und endlich als Amtmann in Forbach. Um 1590 ist er gestorben. In ihm vereinigen sich, wie seine Schriften
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