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1. Teil 5 - S. 180

1910 - Straßburg : Bull
180 bezeugen, vielseitiges Talent, ausgebreitete Gelehrsamkeit und scharf ausgeprägte Eigenart des Charakters. Er war nicht nur belesen wie Hans Sachs, sondern fast in allen Wissenschaften wohl bewandert und beherrschte den außerordentlichen Reichtum seiner Kenntnisse mit der größten Leichtigkeit und Sicherheit. In lateinischer Sprache schrieb er ein Buch über die älteste Geschichte Straßburgs, seinem Berufe nach war er Rechtsgelehrter, und mustern wir seine polemischen Schriften, so tritt uns eine solche Fülle theologischer Kenntnisse entgegen, daß man meinen könnte, er sei von Haus aus Theologe gewesen. All dieses Wissen stellt er aber nicht in den Dienst der forschenden Wissenschaft; sein Streben ging vielmehr dahin, auf die breiten Massen des Volkes zu wirken und sie durch seine Schriften in den Kampf hineinzuziehen, den er sein ganzes Leben hindurch kämpfte für die Freiheit des Menschen in religiöser wie in politischer Beziehung, wie er es selbst sagt: „Freiheitblum ist die schönste Blum: Gott lasse diese werte Blum in Deutschland blühen um und um, so wächst denn Fried, Freud, Ruh und Ruhm." Sein poetisches Talent, die ihm angeborne heitere Laune, sein unerschöpflicher Witz, der ihn das Schlechte zugleich von seiner lächerlichen Seite sehen ließ, führten ihn von selbst auf die Satire als auf die Form, die er nach seinem innersten Wesen für seine Bestrebungen wählen mußte, und die er in hoher Meisterschaft handhabte. Er fand in dem französischen Buche des lustigen Ours von Mendon, in dem Gargantua des Rabelais, das Vorbild, welches ihm für seine eignen Produkte den Stofs und die Anregung bot. In seinen: Gargantua hat er das erste Buch des berühmten Rabelaisschen Romans nicht so sehr übersetzt als aufgeschwellt, indem er Rabelais' eigne Manier überbot und dadurch allerdings das epische Interesse stark abschwächte, aber das satirische im höchsten Grade befriedigte, wenn man die erdrückende Masse von komischen Anspielungen, Zwischenstücken, Wortspielen, Reimklängen, Wortverdrehnngen, eine Menge von Sprichwörtern, volkstümlichen Redensarten, Anführungen aus Volksliedern, gehäuften Bezeichnungen gleicher oder ähnlicher Bedeutung für jedes Ding und jeden Begriff, Notizen über Spiele, Speisen, Getränke, Sitten, Zustände, Anekdoten — wenn man diese ganze Masse, worin die schon bei Luther beliebte rhetorische Form der Häufung beinahe zum eiuzigen und zum durchgehenden künstlerischen Grundsatz erhoben worden ist, noch Satire nennen will. Es ist im Unterschiede von der Form der älteren Satiriker wie Braut und Murner ein Beispiel der grotesken Satire, die von Fischart zum erstenmal in größerem Umfang in die deutsche Literatur eingeführt wird. Das Wort bedarf der Erklärung; es verdankt seinen Ursprung den Ausgrabungen in den Bädern des Diokletian in Rom, in den Grotten, wie diese großartigen Gewölbe von den damaligen Römern genannt wurden. Dort stellten sich dem
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