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1. Teil 5 - S. 273

1910 - Straßburg : Bull
273 untereinander einen harmonischen Wechsel des Vollen und Hohlen, in ihrer zunehmenden Breite einen Übergang von dem schlanken Stamme zu dem Boden, und wieder in ihrer senkrechten Folge horizontaler Lagen einen Gegensatz zu dem einfachen Stamme und eine Vermittelung mit der sonst allzuscharf gegen ihn abgegrenzten Flüche des Bodens. In ähnlicher Weise wie die Basis zur Bodenfläche verhält sich das Kapitäl zu den gegenüberliegenden Teilen des Gebälks und des Daches, indem cs ebenfalls von dem Senkrechten und Schlanken in das Horizon- tale und Breite hinüberleitet, jedoch mit dem Unterschiede, daß der Über- gang hier nicht ausschließlich durch verschiedene horizontale Lagen, sondern durch eine freiere, gleichsam ans dem inneren Leben des Schaftes her- vortretende Ausbiegung bewirkt wird, und daß sich auch sonst das Kapitäl durch leichtere, freiere, mehr organische Gestalt als das Haupt und der zarteste Teil der Säule bezeichnet, während in der Basis das Materielle und das Gesetz der Schwere vorherrscht. Das Gemeinsame der Kapitäle in den drei Sänlenordnnngcn ist, daß sic im wesentlichen aus zwei verschiedenen Teilen bestehen, aus einem weicheren, durch eine gebogene Linie über die Breite des Stammes sich ausladenden Teile und darüber aus einer viereckigen oder doch das Viereck andeutenden Platte, auf welcher dann das Gebälk ruht. Übrigens aber sind die Kapitäle in den einzelnen Sänlenordnungen höchst verschieden und erfordern eine nähere Betrachtung. * * * Vergleicht man das korinthische Kapitäl mit denen der beiden anderen Säulenordnungen, so zeigt sich, daß es mit ihnen die Tendenz gemein hat die Rundung des Stammes in das Viereck hinüberzuleiten, daß aber diese Ausgabe im dorischen Stil rein und unmittelbar aus der Natur des Steines gelöst ist, während in den beiden anderen die Phantasie noch andere verwandte Vorstellungen herbeiführt, im ionischen die der Elasti- zität, im korinthischen die des vegetabilischen Lebens. Auch hier verliert sich die Architektur zwar nicht in eine bildliche Nachahmung der Natur, aber sie verbirgt gleichsam ihre eigentlichen mechanischen Zwecke, indem sie die Kelchform des Kapitüls mit Blättern bekleidet und selbst das Viereck der Platte nicht geradlinig scharf zeichnet, sondern nur durch die vortretenden Ecken andeutet. Man sieht daher in den drei Sünlen- ordnungen ein inneres Gesetz der Fortbildung der architektonischen Formen, wenn man auch zugeben kann, daß das einzelne nicht mit völlig zwingender Notwendigkeit daraus hervorging, sondern sich vielleicht auch anders gestaltet haben könnte. 18
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