1900 -
Gera
: Hofmann
- Autor: Henschke, Margarete
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
30 Theodor Mommsen.
heit des Vaterlandes und die sich überall kreuzenden Sonderinteressen
der Einzelstaaten.
In der heutigen Feierstunde erkennen wir von neuem dankbar
und freudig an, daß alles anders geworden ist; wir danken Gott, daß
unter dem Scepter des Reichsgründers in einem neuen Friedensjahre
die deutschen Stämme und Staaten mehr und mehr in einander wachsen
und in friedlichem Wetteifer die Fülle ihrer Kraft entwickeln konnten,
wir danken unserm Kaiser und Herrn, daß er mit selbstloser Hingebung
und festem Mute seines hohen Amtes wartet. Wir erflehen von Gott,
daß unserm teuern Kaiser auch im neuen Lebensjahre die rüstige Kraft
erhalten bleibe, und wir geloben für uns und für die deutsche Jugend,
die um uns versammelt ist, daß jeder von uns an seiner Stelle die
volle Kraft einsetzen wird, das kaiserliche Werk und damit die Wohl-
fahrt des Vaterlandes zu fördern. Gott behüte und erhalte unsern ge-
liebten Kaiser! Gott segne Kaiser Wilhelm und sein erhabenes Haus!
Me Kimörer.
Theodor Mommsen, Römische Geschichte. 2. Band.
(Berlin, Weidmann.)
.... Schon seit längerer Zeit irrte ein „unstetes Volk" an dem
nördlichen Saum der zu beiden Seiten der Donau von den Kelten ein-
genommenen Landschaft. Sie nannten sich die Kimbrer, das heißt die
Chempho, die Kämpen oder, wie ihre Feinde übersetzten, die Räuber,
welche Benennung indeß allem Anschein nach schon vor ihrem Auszug
zum Volksnamen geworden war. Sie kamen aus dem Norden und
stießen unter den Kelten zuerst, soweit bekannt, aus die Bojer, wahr-
scheinlich in Böhmen. Genaueres über die Ursache und die Richtung
ihrer Heerfahrt haben die Zeitgenossen aufzuzeichnen versäumt und kann
auch durch keine Mutmaßung ergänzt werden, da die derzeitigen Zustände
nördlich von Böhmen und dem Main und östlich vom unteren Rhein
unseren Blicken sich vollständig entziehen. Dagegen dafür, daß die
Kimbrer und nicht minder der ihnen später sich anschließende gleichartige
Schwarm der Teutonen ihrem Kerne nach nicht der keltischen Nation
angehören, der die Römer sie anfänglich zurechneten, sondern der deutschen,
sprechen die bestimmtesten Thatsachen: das Erscheinen zweier kleiner gleich-
namiger Stämme, allem Anschein nach in den Ursitzen zurückgebliebener
Reste, der Kimbrer im heutigen Dänemark, der Teutonen im nord-
östlichen Deutschland in der Nähe der Ostsee, wo ihrer schon Alexanders
des Großen Zeitgenosse Pytheas bei Gelegenheit des Bernsteinhandels