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1. Deutsche Prosa - S. 83

1900 - Gera : Hofmann
Eduard Zeller. 83 Wir nehmen von dem Gestorbenen Abschied — einen Abschied, bei dem wir dennoch wissen, daß Bismarck der Unsere nun erst recht bleibt und daß sein Besitz, den der Kampf seiner Lebenstage unmittelbar auf die beschränkte, die ihm anhingen, sich nun allmählich immer nur dehnen und dehnen kann: denn er war der Verkörperer des Ganzen unserer Nation, und dem Ganzen muß seine Nachwirkung und muß sein Bild nun zu eigen werden. Wir grüßen ihn in bitterer Traurig- keit und doch auf ein Wiedersehen: ein Wiedersehen inmitten unserer Welt, in der wir ihn treffen sollen, alle Jahre und alle Tage: so lange deutsches Leben und deutsches Wesen bestehen, wandelt er mitten unter uns. Und nur dem, den unser Auge gesehen und unser Ohr gehört hat, dem geliebten Toten, dem sagen wir heute, in den Tiefen unserer Seele erschüttert, unser Fahrewohl. Nationalität und Kumanität. Vorgetragen 1873. Eduard Zeller, Vorträge und Abhandlungen. Zweite Sammlung. Leipzig. Reisland. Unter den Verbindungen, in welche die Natur selbst den Menschen gestellt hat, sind zwei die umfassendsten: die Verbindung des einzelnen mit seinem Volke und seine Verbindung mit der Menschheit. In dem Ganzen der Beziehungen, welche uns mit unseren Volksgenossen ver- knüpfen, besteht unsere Nationalität; auf dem Gefühl unseres Zu- sammenhangs mit der Menschheit beruht die Humanität. Diese zwei großen Formen der menschlichen Gesellschaft stehen aber zu ein- ander in einem gewissen Gegensatz, welcher unter Umständen sogar zum Widerstreit fortgeht. Die Nationalität hat den durchgreifendsten Einfluß auf alle realen Lebensverhältnisse; sie bedingt für die meisten, mit der Gleichheit der Sprache, die Möglichkeit des gegenseitigen Verkehrs; auf ihrem Grunde baut sich das Staatsleben auf, welches unser Dasein nach allen Seiten mit seinen Ordnungen umfaßt und durchdringt. Dieser realen Gemeinschaft gegenüber erscheint der Satz von der Zu- sammengehörigkeit aller Menschen als der Ausdruck eines sittlichen Ideals, nicht eines thatsächlichen Verhältnisses; denn in der Wirklichkeit stehen wir ja nur mit dem kleinsten Teile des Menschengeschlechts in Verbindung, alle anderen dagegen sind uns teils ganz unbekannt, teils haben sie wenigstens auf unseren Zustand so wenig einen Einfluß, als wir auf den ihrigen. Aber doch hängt die Reinheit und Allgemeinheit unseres sittlichen Bewußtseins von der Kräftigkeit ab, mit der jenes 6*
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