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1. Deutsche Prosa - S. 228

1900 - Gera : Hofmann
228 Hermann von Helmholtz. sinnigen Lehrers, des Physiologen Johannes Müller, desselben, der in gleicher Zeit auch du Bois-Reymond, Brücke, Ludwig und Virchow der Physiologie und Anatomie zugeführt hat. Johannes Müller kämpfte noch in den Rätselfragen über die Natur des Lebens zwischen der alten wesentlich metaphysischen, und der neu sich ent- wickelnden naturwissenschaftlichen Betrachtungsweise; aber die Über- zeugung, daß die Kenntnis der Thatsachen durch nichts anderes zu ersetzen sei, trat bei ihm mit steigender Festigkeit auf; und daß er selbst noch rang, machte seinen Einfluß auf seine Schüler vielleicht um so größer. Junge Leute greifen am liebsten gleich von vornherein die tiefsien Probleme an, so ich die Frage nach dem rätselhaften Wesen der Lebens- kraft. Die Mehrzahl der Physiologen hatte damals den Ausweg G. E. Stahls ergriffen, daß es zwar die physikalischen und chemischen Kräfte der Organe und Stoffe des lebenden Körpers seien, die in ihm wirkten, daß aber eine in ihm wohnende Lebensseele oder Lebenskraft die Wirksamkeit dieser Kräfte zu binden und zu lösen imstande sei, daß das freie Walten dieser Kräfte nach dem Tode die Fäulnis Hervorrufe, daß dagegen während des Lebens ihre Aktion fortwährend durch die Lebensseele reguliert werde. In dieser Erklärung ahnte ich etwas Widernatürliches; aber es hat mir viel Mühe gemacht, meine Ahnung in eine präcise Frage umzugestalten. Endlich, in meinem letzten Studien- jahr, fand ich, daß Stahls Theorie jedem lebenden Körper die Natur eines perpetuum mobile beilegte. Mit den Streitigkeiten über daz letztere war ich ziemlich bekannt. Ich hatte sie in meiner Schulzeit von meinem Vater und unserem Mathematiker oft besprechen hören. Dann hatte ich als Eleve des Friedrich Wilhelm-Instituts in der Bibliothek desselben Assistenz geleistet und in unbeschäftigten Minuten die Werke von Daniel Bernouilli, d'alembert und anderen Mathematikern des vorigen Jahrhunderts mir herausgesucht und durch- mustert. So stieß ich auf die Frage: „Welche Beziehungen müssen zwischen den verschiedenen Naturkräften bestehen, wenn allgemein kein perpetuum mobile möglich sein soll?" und die weitere: „Bestehen nun thatsächlich alle diese Beziehungen?" Meiner Absicht nach wollte ich in meinem Büchlein über die Erhaltung der Kraft nur eine kritische Untersuchung und Ordnung der Thatsachen im Interesse der Physio- logen geben. Ich wäre vollkommen darauf gefaßt gewesen, wenn mir die Sach- verständigen schließlich gesagt hätten: „Das ist uns ja alles wohlbe- kannt. Was denkt sich der junge Mediziner, daß er meint, uns dies so ausführlich auseinandersetzen zu müssen?" Zu meinem Erstaunen nahmen aber die physikalischen Autoritäten, mit denen ich in Berührung
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