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1. Deutsche Prosa - S. 240

1900 - Gera : Hofmann
240 Georg Gerland. so wirkten auch jene ältesten arktischen Fahrten zunächst pfadfinderisch erschließend. Ihnen folgten die Schiffe der Wal- und Robbenfänger, eine Bucht, eine Insel und Straße nach der anderen auffindend, be- nennend und für die Nachkommenden kartographisch festlegend. Und nun traten im siebzehnten Jahrhundert Männer auf wie Kepler, die Cassini, Newton, Bayle; von Frankreich ans entwickelte sich der so merkwürdige Streit über die Gestalt der Erde, dessen letzte Frucht, das einheitliche Metermaß, ebenfalls zu dem wertvollsten Besitz der Menschheit zählt. Von Frankreich aus verbreitete sich eine ganz neue Kartographie, welche an die Stelle der früheren roh-schematischen Topographie das natürliche Bild des Landes setzte; von Frankreich aus gingen die Ideen, welche politisch zur Revolution, wissenschaftlich zu jener Umwandlung des Denkens führten, durch welche sich das neun- zehnte Jahrhundert so scharf vom achtzehnten scheidet — alles dies machte sich sofort ans dem Gebiete der Gesamtauffassung der Erde, der Erd- kunde, geltend, wie dieselbe ja immer mit den großen Geistesbewegungen der Menschheit besonders nahen Zusammenhang gezeigt hat. Und so ist auch die Polarforschung im neunzehnten Jahrhundert plötzlich eine ganz andere. Wohl suchte man noch die nordwestliche, die nordöstliche Durchfahrt, aber nicht mehr um Indien zu erreichen; als die erstere 1852 von Mac Clure, die letztere 1879 von Nordenskjöld gefunden war, bestand der Wert der Auffindung nicht in der Durchfahrt, er bestand vielmehr in dem endlich sicheren Bild der Nordküste beider Kontinente und in der reichen wissenschaftlichen Ausbeute beider Ent- decker. Solcher Ausbeute, nicht mehr den Handelsinteressen, galten auch die hohen Preise, welche die englische Regierung noch in unserem Jahr- hundert für die Auffindung der Durchfahrt aussetzte, die kostspieligen Expeditionen, welche sie zu gleichen: Zwecke ausrüstete: die früheren Handelsfahrten waren zu wissenschaftlichen Forschungsreisen geworden, und erforschen wollte man die gesamte Natur der polaren Erde. Gleiche Ziele verfolgten die einzelnen. Der Waler Skoresby, neben seinem Walfischfang zugleich Prediger in Schottland, machte auf seinen Jagdfahrten ununterbrochene und wissenschaftlich höchst wertvolle Studien über Hydrographie, Magnetismus, Meteorologie der arktischen Gegenden; ebenso bereiste der nachmalige Dubliner Professor der Mineralogie, Karl Ludwig Gieseke 1807—1813 West- und Ostgrönland nur, um seine grundlegenden Studien über die geologische Beschaffenheit dieser Küsten zu machen. Übrigens war er ein Deutscher, aus Augsburg, und zwar ein Dichter, den wir alle gar nicht selten im Munde führen: der Dichter der Zauberflöte, was hier erwähnt sein mag, da heute ja auch der Geburtstag des Mannes ist, der selbst die Giesekischen Knittel- verse unsterblich machen konnte, der Geburtstag Mozarts.
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