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1. Deutsche Prosa - S. 244

1900 - Gera : Hofmann
244 Georg Gerland. Wir bilden — wenigstens absichtlich — keine Mythen mehr, wir wollen erkennen, begreifen: gerade deshalb aber werden wir so besonders lebhaft zum Studium der polaren Welt hingedrängt. Ja, es giebt Teile der Erde, die für die Erforschung unseres Planeten besonders wichtig sind. Hierher gehören vornehmlich die Polargegenden: denn nirgends drängen sich für unsere heutige Bildungsstufe zahlreichere und größere Rätsel zusammen, als gerade hier. Hier tritt das magnetisch- elektrische Leben der Erde in der wundersamen Erscheinung der Nord- lichter hervor; die Eismassen, die ans unseren Hochgebirgen schon in ihrer bescheidenen Form uns mit Staunen erfüllen, hier wölben sie sich riesenhaft über weite Landflächen; zu den Polen drängen alle Wind- bahnen der Erde; hierher die Meeresströmungen; der Haushalt der Natur erscheint hier ein völlig anderer, wir sehen mächtige Feuerberge, deren äußere Hüllen wohl gar ans lavabedeckten Eisschichten gebildet sind, und unter den Eismassen der Pole finden sich Pflanzenreste, welche beweisen, daß an der Stelle der jetzigen Vereisung und nicht gar lange vor derselben tropische, subtropische Vegetation üppig gedieh. Also die wunderbare Erhabenheit der arktischen Welt; sodann der Trieb der Menschen, auf der ganzen Erde zu Hause und diesem ihrem Hause geistig gewachsen zu sein; endlich die rätselhafte Eigenart der Polargebiete: das sind die Gründe, weshalb die Menschheit, Völker wie einzelne, sich stets von neuem und heute so besonders lebhaft um die Pole bemühen. Was werden nun künftige Expeditionen zu beobachten haben? Was sind für uns die wichtigsten Aufgaben der Polar- forschung? Zuerst ist die Untersuchung der Polarlünder in Beziehung ans die Verteilung von Land und Meer, auf Größe, Höhe, Bodenbeschaffen- heit der Landstächen, kurz, in Beziehung auf alles das höchst wichtig, was man eine polare Länderkunde nennen mag. Denn die Gestaltung der Erdoberfläche ist nicht zufällig — was wäre auch im Reich der Natur, der ewigen Gesetzmäßigkeit zufällig? —, sie ist vielmehr Folge der Wechselwirkung des Erdinnern und der Erdrinde. Letztere giebt fortwährend Wärme aus dem Erdinnern nach außen hin ab und be- wirkt dadurch Abkühlung und Zusammenziehung des Erdballs. Nirgends aber ist die Abkühlung stärker als an den Polen; nirgends sind daher auch die Druckwirkungen mächtiger, welche durch die Zusammenziehung entstehen. Und so ist es eine der wichtigsten Entdeckungen Nansens und der Mannschaft der „Fram", daß der Boden des Polarmeeres nördlich von Sibirien mehr als 2000 Meter in eine Tiefe absinkt, die wahrscheinlich mit den großen, von Professor Mohn entdeckten Tiefen zwischen Grönland und Spitzbergen zusammenhängt. Und wie der Meeresboden, so sind ans der atlantischen Seite des Polargebiets,
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