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1. Deutsche Prosa - S. 253

1900 - Gera : Hofmann
Botanische Probleme. 253 Lösung der allgemeinen Fragen beitragen, die das eigentliche Ziel seiner Forschung ist: welches sind die Unterschiede der Pflanze vom Tiere? welche Organe besitzt die Pflanze, aus welchen Urbestandteilen sind dieselben zusammengesetzt? welche Thätigkeit verrichten Wurzel, Stengel, Blätter, Blüten, Früchte? wie alt werden die Pflanzen? wodurch erkranken sie? wie kann man ihren Krankheiten vorbeugen oder begegnen? welchen Einfluß auf ihr Gedeihen haben Hitze und Kälte, Nässe und Trockenheit, äußere Verletzungen, übermäßiges Frucht- tragen, Kultur oder Vernachlässigung, Boden oder Klima? kann eine Pflanze von selbst entstehen? läßt sich eine Pflanzenart in eine andere umwandeln? wie unterscheiden sich die aus Samen gewachsenen Pflanzen von denen, die aus Ablegern gezogen sind? Mit diesen und ähnlichen Problemen beschäftigte sich Theophrastos; es sind größtenteils die näm- lichen, welche noch die Forscher der Gegenwart in Anspruch nehmen. In der Stellung dieser Fragen zeigt sich die wissenschaftliche Reife der Schule des Aristoteles, weniger in den Antworten, für welche das Zeitalter noch nicht genügend vorgearbeitet hatte; denn treffend hebt Goethe hervor: „Wenn man die Probleme des Aristoteles ansieht, so erstaunt man über die Gabe des Bemerkens, und für was alles die Griechen Augen gehabt; nur begehen sie den Fehler der Übereilung, da sie von den Phänomenen unmittelbar zur Erklärung schreiten, wo- durch dann oft ganz unzulängliche theoretische Aussprüche zum Vor- schein kommen." Wer von den zweitausend Schülern, welche in den Schattengüngen des Lykeion von Athen sich zu den Füßen ihres Lehrers Theophrastos versammelten, mochte ahnen, daß nahezu zwei Jahrtausende vergehen würden, ehe der Bau der Naturwissenschaft, dessen Fundamente soeben gelegt waren, in des Meisters Geiste weitergeführt und zur Vollendung gebracht werden sollte! Der Geist der Menschheit hatte im Zeitalter Alexanders des Großen in raschem Ausschwung eine Höhe erklommen, über die er lange nicht hinaus konnte; von nun ab senkte sich der Pfad wissenschaftlicher Forschung wieder abwärts und verlor sich zuletzt in den verworrenen Tiefen der Mystik und des Aberglaubens. Zwar in den nächsten Jahrhunderten, welche dem Zeitalter Alexanders folgten, erweiterte sich der eng begrenzte Horizont der alten Griechen um so mehr, je weiter ihre Kultur gegen Osten bis nach Indien, gegen Westen bis zu den Säulen des Herkules sich ausbreitete; ja, an den Höfen der Diadochen fanden die Naturwissenschaften und die Medizin erst ihre systematische Ausgestaltung. Die medizinischen Hochschulen zu Alexandria, Pergamon und Antiochia versorgten bis zum Untergang der antiken Welt diese mit rationell durchgebildeten Ärzten, und da der Heilschatz der Alten fast ausschließlich aus dem Pflanzenreich stammte,
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