1900 -
Gera
: Hofmann
- Autor: Henschke, Margarete
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Botanische Probleme.
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Lösung der allgemeinen Fragen beitragen, die das eigentliche Ziel
seiner Forschung ist: welches sind die Unterschiede der Pflanze vom
Tiere? welche Organe besitzt die Pflanze, aus welchen Urbestandteilen
sind dieselben zusammengesetzt? welche Thätigkeit verrichten Wurzel,
Stengel, Blätter, Blüten, Früchte? wie alt werden die Pflanzen?
wodurch erkranken sie? wie kann man ihren Krankheiten vorbeugen
oder begegnen? welchen Einfluß auf ihr Gedeihen haben Hitze und
Kälte, Nässe und Trockenheit, äußere Verletzungen, übermäßiges Frucht-
tragen, Kultur oder Vernachlässigung, Boden oder Klima? kann eine
Pflanze von selbst entstehen? läßt sich eine Pflanzenart in eine andere
umwandeln? wie unterscheiden sich die aus Samen gewachsenen Pflanzen
von denen, die aus Ablegern gezogen sind? Mit diesen und ähnlichen
Problemen beschäftigte sich Theophrastos; es sind größtenteils die näm-
lichen, welche noch die Forscher der Gegenwart in Anspruch nehmen.
In der Stellung dieser Fragen zeigt sich die wissenschaftliche Reife
der Schule des Aristoteles, weniger in den Antworten, für welche das
Zeitalter noch nicht genügend vorgearbeitet hatte; denn treffend hebt
Goethe hervor: „Wenn man die Probleme des Aristoteles ansieht, so
erstaunt man über die Gabe des Bemerkens, und für was alles die
Griechen Augen gehabt; nur begehen sie den Fehler der Übereilung,
da sie von den Phänomenen unmittelbar zur Erklärung schreiten, wo-
durch dann oft ganz unzulängliche theoretische Aussprüche zum Vor-
schein kommen."
Wer von den zweitausend Schülern, welche in den Schattengüngen
des Lykeion von Athen sich zu den Füßen ihres Lehrers Theophrastos
versammelten, mochte ahnen, daß nahezu zwei Jahrtausende vergehen
würden, ehe der Bau der Naturwissenschaft, dessen Fundamente soeben
gelegt waren, in des Meisters Geiste weitergeführt und zur Vollendung
gebracht werden sollte! Der Geist der Menschheit hatte im Zeitalter
Alexanders des Großen in raschem Ausschwung eine Höhe erklommen,
über die er lange nicht hinaus konnte; von nun ab senkte sich der Pfad
wissenschaftlicher Forschung wieder abwärts und verlor sich zuletzt in
den verworrenen Tiefen der Mystik und des Aberglaubens. Zwar in
den nächsten Jahrhunderten, welche dem Zeitalter Alexanders folgten,
erweiterte sich der eng begrenzte Horizont der alten Griechen um so
mehr, je weiter ihre Kultur gegen Osten bis nach Indien, gegen Westen
bis zu den Säulen des Herkules sich ausbreitete; ja, an den Höfen
der Diadochen fanden die Naturwissenschaften und die Medizin erst
ihre systematische Ausgestaltung. Die medizinischen Hochschulen zu
Alexandria, Pergamon und Antiochia versorgten bis zum Untergang
der antiken Welt diese mit rationell durchgebildeten Ärzten, und da der
Heilschatz der Alten fast ausschließlich aus dem Pflanzenreich stammte,