1900 -
Gera
: Hofmann
- Autor: Henschke, Margarete
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Botanische Probleme.
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ihrer Teleskope, Mikroskope und Spektroskope haben sie der Natur ihre
verborgensten Geheimnisse, eins nach dem andern, abgezwungen, die sie
freiwillig nie enthüllt hätte.
Zuerst im Verlauf des 17. Jahrhunderts wurde die neue Ex-
perimentiermethode nutzbar gemacht, um die Kräfte der leblosen Natur,
die mechanischen Gesetze des Luft- und Wasferdrucks, der Schwerkraft,
des Lichtes, der Wärme zu erforschen und der mathematischen Be-
rechnung zu unterwerfen. Gegen das Ende des Jahrhunderts wird die
nämliche Methode auch auf die Untersuchung des Tierlebens angewendet;
die Entdeckung des Blutumlaufs ist ihre erste glänzende Frucht. Im
18. Jahrhundert wird endlich auch die Pflanze auf die Probe des
Experiments gestellt; der Engländer Stephan Hales ist der erste, welcher
die Lebensthätigkeiten in der Pflanze als Leistungen physikalischer Kräfte
auffaßt und mit Wage und Maßstab bestimmt; er vergleicht die Kraft,
mit welcher der blutende Weinstock feine Frühjahrssäfte aus der Schnitt-
wunde emportreibt, mit dem Gewicht einer Quecksilbersäule von be-
stimmter Höhe oder mit dem Druck der Schenkelarterie eines Pferdes;
er wiegt die Wassermenge, welche ein Birnbaum oder eine Sonnenrose
in vierundzwanzig Stunden aus dem Boden aufsaugt; er schreibt im
Jahre 1727 eine Statik der Gewächse, als sei das ganze Pflanzenleben
ein physikalisches Problem. Der Franzose Du Hamel de Monceaux
veröffentlicht 1758 eine Physik der Bäume, worin er die Gesetze er-
forscht, welche die Strömungen der Säfte in Holz und Rinde be-
herrschen ; im nämlichen Jahre erscheint ein Buch über den Nutzen der
Blätter von dem Genfer Bonnet, in welchem versucht wird, die physi-
kalischen Kräfte, welche die Blätter zum Lichte drehen und ihre
Transpiration vermitteln, näher zu bestimmen. So tritt die Pflanzen-
physiologie, auf die Physik gestützt, in die Reihe der exakten Wissenschaften.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts schwingt auch die Chemie aus
der Dämmerung alchymistischer Träumereien sich auf in das Tageslicht
der Wissenschaft. Nach der Meinung der Alten war die Welt aus
vier Elementen aufgebaut: Feuer, Wasser, Luft und Erde; nachdem
aber der Engländer Priestley 1774 den Sauerstoff entdeckt hatte, zeigte
der Franzose Lavoisier 1776, daß Feuer kein Element, sondern ein
mit Licht und Wärme verbundener Vorgang bei der Verbindung ge-
wisser Körper mit Sauerstoff sei; gleichzeitig fand er, daß auch die
Erden nicht Elemente, sondern Verbindungen von Sauerstoff mit
Metallen, die Kohlensäure dagegen eine Verbindung des Sauerstoffs
mit Kohle sei; 1786 wies er nach, daß auch die Luft kein Element,
sondern ein Gemenge zweier Gase, des Sauerstoffs und des Stickstoffs
sei. Zwei Jahre vorher hatte der Engländer Cavendish, ein Sproß
des edlen Hauses der Herzöge von Devonshire, entdeckt, daß auch das