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1. Deutsche Prosa - S. 259

1900 - Gera : Hofmann
Botanische Probleme. 259 ihrer Teleskope, Mikroskope und Spektroskope haben sie der Natur ihre verborgensten Geheimnisse, eins nach dem andern, abgezwungen, die sie freiwillig nie enthüllt hätte. Zuerst im Verlauf des 17. Jahrhunderts wurde die neue Ex- perimentiermethode nutzbar gemacht, um die Kräfte der leblosen Natur, die mechanischen Gesetze des Luft- und Wasferdrucks, der Schwerkraft, des Lichtes, der Wärme zu erforschen und der mathematischen Be- rechnung zu unterwerfen. Gegen das Ende des Jahrhunderts wird die nämliche Methode auch auf die Untersuchung des Tierlebens angewendet; die Entdeckung des Blutumlaufs ist ihre erste glänzende Frucht. Im 18. Jahrhundert wird endlich auch die Pflanze auf die Probe des Experiments gestellt; der Engländer Stephan Hales ist der erste, welcher die Lebensthätigkeiten in der Pflanze als Leistungen physikalischer Kräfte auffaßt und mit Wage und Maßstab bestimmt; er vergleicht die Kraft, mit welcher der blutende Weinstock feine Frühjahrssäfte aus der Schnitt- wunde emportreibt, mit dem Gewicht einer Quecksilbersäule von be- stimmter Höhe oder mit dem Druck der Schenkelarterie eines Pferdes; er wiegt die Wassermenge, welche ein Birnbaum oder eine Sonnenrose in vierundzwanzig Stunden aus dem Boden aufsaugt; er schreibt im Jahre 1727 eine Statik der Gewächse, als sei das ganze Pflanzenleben ein physikalisches Problem. Der Franzose Du Hamel de Monceaux veröffentlicht 1758 eine Physik der Bäume, worin er die Gesetze er- forscht, welche die Strömungen der Säfte in Holz und Rinde be- herrschen ; im nämlichen Jahre erscheint ein Buch über den Nutzen der Blätter von dem Genfer Bonnet, in welchem versucht wird, die physi- kalischen Kräfte, welche die Blätter zum Lichte drehen und ihre Transpiration vermitteln, näher zu bestimmen. So tritt die Pflanzen- physiologie, auf die Physik gestützt, in die Reihe der exakten Wissenschaften. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts schwingt auch die Chemie aus der Dämmerung alchymistischer Träumereien sich auf in das Tageslicht der Wissenschaft. Nach der Meinung der Alten war die Welt aus vier Elementen aufgebaut: Feuer, Wasser, Luft und Erde; nachdem aber der Engländer Priestley 1774 den Sauerstoff entdeckt hatte, zeigte der Franzose Lavoisier 1776, daß Feuer kein Element, sondern ein mit Licht und Wärme verbundener Vorgang bei der Verbindung ge- wisser Körper mit Sauerstoff sei; gleichzeitig fand er, daß auch die Erden nicht Elemente, sondern Verbindungen von Sauerstoff mit Metallen, die Kohlensäure dagegen eine Verbindung des Sauerstoffs mit Kohle sei; 1786 wies er nach, daß auch die Luft kein Element, sondern ein Gemenge zweier Gase, des Sauerstoffs und des Stickstoffs sei. Zwei Jahre vorher hatte der Engländer Cavendish, ein Sproß des edlen Hauses der Herzöge von Devonshire, entdeckt, daß auch das
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