Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Deutsche Prosa - S. 260

1900 - Gera : Hofmann
260 Ferdinand Cohn. Wasser nicht ein Element, sondern eine Verbindung von Sauerstoff und Wasserstoff darstelle. Hatte Lavoisier schon 1776 gefunden, daß Kohlen- säure bei der Verbrennung von Kohle oder Diamant entsteht, so zeigte Priestley 1779, daß sie auch bei der Atmung der Tiere und Menschen gebildet werde, welche Sauerstoff einatmen und Kohlensäure ausatmen, daß aber die Pflanzen umgekehrt Kohlensäure einatmen und Sauerstoff ausatmen; bald darauf führten der Belgier Jngenhonß, der Genfer Sennebier durch überzeugende Experimente den Nachweis, daß nur bei Tage im Sonnenlichte die Pflanzen Sauerstoff ausscheiden, während bei Nacht und im Finstern ihre Atmung ganz so vor sich geht, wie bei den Tieren. Am Schluß des Jahrhunderts beweist Theodor Saussure von Genf, daß für die Ernährung der Pflanzen die Sonne ihre erregende Kraft in Licht und Wärme, die Luft ihre Kohlensäure, die Erde aber Wasser und Ammoniak beisteuere, und daß auch die Pflanzenasche nicht zufällige Verunreinigung, sondern unentbehrlicher Nahrungsstoff der Pflanzen sei, den ihre Wurzeln aus dem Boden ein- sangen; Saussure wird der Gründer der Lehre von der chemischen Er- nährung der Pflanze, welche seitdem durch Justus Liebig und Boussingault zur Grundlage des rationellen Ackerbaues fortgebildet worden ist. So wird im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts die zur exakten Naturwissen- schaft entwickelte Chemie sofort in den Dienst der Botanik gezogen; es wird die wunderbare Wechselwirkung erkannt zwischen der Sonne, der Erde und der Tier- und Pflanzenwelt; es wird der ewige Kreislauf enthüllt, in dem die Stoffe der Atmosphäre, des Wassers und des festen Erdbodens zwischen den Körpern der Tiere und Pflanzen in rastlos sich verjüngender, Leben erhaltender Wandlung hin und her wandern. Zu dem Aufbau der wissenschaftlichen Pflanzenkunde, wie wir bisher ihn verfolgt, hatten alle Nationen Europas, eine nach der andern bei- getragen: Italiener, Engländer, Niederländer, Schweden, Franzosen, letztere seit dem Zeitalter Ludwigs Xiv. mit besonderem Reichtum originaler und einflußreicher Geister. Nur Deutschland hatte seit der Reformationszeit aufgehört, sich an der fortschreitenden Entwickelung zu beteiligen; fehlte es auch nicht an fleißigen Arbeitern, so standen sie doch in zweiter und dritter Reihe, wandelten in den vom Ausland ge- bahnten Wegen, ohne eigene schöpferische Ideen. Aber mit dem Zeit- alter Friedrichs des Großen tritt ein Wendepunkt ein; der deutsche Volksgeist verjüngt sich durch kräftiges Vordringen auf neuen Bahnen; auch in der Wissenschaft beginnt sofort die rückstauende Bewegung nach der langen Geistesebbe; von Jahr zu Jahr rauscht immer voller und höher die Flut jugendlich frischen Lebens über das deutsche Land, und wie in einem gesegneten Frühling alle Bäume einer nach dem andern in Blüte treten, so durchlebt unser Volk eine rasche Entfaltung, eine
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer