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1. Deutsche Prosa - S. 277

1900 - Gera : Hofmann
Die Insel Capri. 277 Pompeji. Hie und da steht in den Gärten eine Palme; die herrlichste erhebt sich im Garten des Gastwirts Pagano, dessen Haus unter den übrigen Capris der Palast zu nennen ist. Die Capresen, etwa 2000 an der Zahl, sind in der That das friedlichste Volk der Welt, milde von Sitten, bitter arm und emsig thätig. Sie sind Acker- und Weinbauern oder Fischer, und nur diese besitzen im allgemeinen ein Eigentum, ihre Barke und den Fisch, den sie fangen. Die andern sind in der Regel Pächter, weil die meisten Masserien Neapolitanern gehören. Den dauernden Erwerb sichert den Capresen das Meer. Der Fischer fängt hier Fische jeder Art, auch den Thunfisch und den Schwertfisch, die Murena, vor allen die Sardine und den Calamajo oder Tintenfisch. Dieser wird besonders nachts gefangen. Die Fischer fahren mit der Dunkelheit in See und locken den Fisch durch den Schein einer Fackel an die Oberfläche; das gräuliche, polypenartige Tier krallt sich dann in die vielen Nadeln eines rückwärts wider- stachelnden Stabes und wird so heraufgezogen. Der Fischer liegt die ganze Nacht ans See, er kehrt erst mit der Sonne wieder; dann geht er ans Trocknen der Netze und an das Flicken der Maschen, dann schläft er ein paar Stunden, dann macht er sich frisch wieder znm Fange auf. Es ist ein armseliges und mühe- volles Leben, das Meer oft trügerisch, und nicht ein paar Carlin wert, was eine ganze Fischergesellschaft in dem Netze findet. Das emsige Leben an der Marina grande, dem einzigen Hafen der Insel, wo eine Reihe von Häusern steht, gewährt zu allen Zeiten einen großen Reiz. Der Strand ist hier kurz und schmal, vor dem Wogen- schlage nicht sicher, und giebt nicht Raum genug. Deshalb werden die Kähne beim Sturm in gemauerte Schuppen hineingezogen. Fast alle Barken der Marina gehören Fischern in Capri, nur wenige auch Leuten von droben in Ana-Capri. Denn die Natur hat dieses zweite Städtchen der Insel vom Meere abgesperrt. Dagegen gehen viele junge Männer Ana-Capri's und mehr als von Capri in die Fremde auf den Korallenfang. Jährlich verlassen ihre Heimat etwa zwei- hundert. Für Rechnung der Korallenhändler in Torre del Greco wagen sie sich in ihren Barken in die Meerenge von Bonifacio und an die Küsten Afrikas. Sie gehen im März und kommen im Oktober wieder; dann finden sie, was seitdem das Schicksal in ihrer kleinen Welt zur Freude und zum Leide gereift hat, Treue und Untreue, neues Leben und plötzlichen Tod. Wenn sie hundert Dukaten gewonnen haben, heiraten sie ihren Schatz. Denn in Capri gelten 100 Dukati als Er- fordernis zum Heiraten. Mir erzählte ein Maler, daß er mit seinem Jungen, der ihm die Staffelei nachträgt, folgendes Gespräch gehabt
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