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1. Deutsche Prosa - S. 304

1900 - Gera : Hofmann
304 Gustav Schmoller. selben Grundstück, die Zahl der Hofwohnungen, die Zahl der Grund- stücke mit über 10, 20, ja 30 Wohnungen, während die mit wenigen Wohnungen abnehmen. Es stieg meist sehr rasch die Zahl der Keller- wohnungen und der Gebäude mit 4 und mehr Etagen. Berlin hatte 1861 erst 3785 Wohnungen in der 4. Etage und höher, 1880 schon 31 352. In Dresden wohnten noch 1875 12 348 Personen so hoch, 1880 schon 34 451. Durch immer weitere Teilung der Wohnungen stieg die Zahl derer mit nicht mehr als einem heizbaren Zimmer. In Frankfurt a. M. machen sie 23 Prozent, in Leipzig 28, in Hamburg 39, in Berlin 49, in Dresden 55, in Breslau 59, in Stettin 59, in Königsberg 62, in Chemnitz 70 Prozent aus. Je weiter wir nach Osten kommen, desto niedriger ist die Lebenshaltung und die Wider- standskraft gegen das Herabgedrücktwerden in schlechte kleine Quartiere. Fast die Hälfte der Bevölkerung lebt in Dresden wie in Berlin in solch kleinen Wohnungen, von denen ein großer Teil übervölkert ist. 3^—5 Bewohner kommen in den meisten größeren Städten auf dieses eine heizbare Zimmer; in den größeren Wohnungen fallen 1—2 auf einen solchen Raum. Neefe berechnet, daß 1880 in Dresden 33 908 Personen in sogenannten überfüllten Wohnungen hausten, oder etwa 16—17 Prozent, das waren verhältnismäßig mehr als in Berlin. Die Zahl der Mietwohnungen ist im Osten jetzt überall auf 90—96 Prozent aller Wohnungen gestiegen. Nur noch wenige Prozente aller Familien können des Vorzugs teilhaftig werden, auf eigenem Boden zu Hansen. Die Zahl der Aftermieter, Schlafstellen und Chambre- garnisten hat fast überall aufs bedenklichste zugenommen; die Zahl der Haushaltungen mit solchen hat sich in Berlin 1861 — 1880 fast ver- doppelt; in Dresden lebten schon 1871 etwa 10 Prozent der Be- völkerung in dieser Form. Meist ist entsprechend der Unsicherheit des Mietverhältnisses und der Mietsteigerung auch der jährliche Wohnungs- wechsel gewachsen. In Dresden mußten 1876 5,3 Prozent der Familien ihre Wohnungen wechseln, 1878 11,5 Prozent, 1880 28,7 Prozent. Das ist fast ein Drittel der Bevölkerung. Welche Kosten entstehen dadurch, welcher Verderb und welcher Verlust an Mobilien; wie werden die sittlichen Bande des sich gegenseitig kontrollierenden Nachbar- und Hausgenossenverbandes gelöst, wenn jede Familie jedes zweite und dritte Jahr in ganz andere Umgebung versetzt wird. — Doch genug der beweisenden Zahlen. Die für uns wichtigere Frage ist die nach den Ursachen der ganzen Erscheinung. Man könnte versucht sein, die Wohnungsverhültnisse ohne weiteres als das Ergebnis unserer sozialen Zustände überhaupt, als Folge des Lohnverhältnisses, der Lohnhöhe, der modernen Industrie darzustellen. Und gewiß hängt die Frage mit diesen allgemeinen Elementen
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