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1. Teil 2 - S. 123

1914 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Gottfried Keller: Gedichte 123 25 Es will vielleicht betäuben die Nacht den uralten Schmerz? Und an noch ältere Sünden denkt wohl ihr reuiges Herz? Ich möchte mit ihr plaudern, 30 wie man mit dem Liebchen spricht — umsonst: in ihren: Grame sie sieht und hört mich nicht! Ich möchte sie gern befragen und werde noch immer gestört: 35 ob sie vor meiner Geburt schon wo meinen Namen gehört? Sie ist eine alte Sibylle und kennt sich selber kaum; sie und der Tod und wir alle 40 sind Träume von einem Traum. Ich will mich schlafen legen, der Morgenwind schon zieht; — ihr Trauerweiden am Kirchhof, summt mir n:ein Schlummerlied! 2. Abendregen. Langsam und schimmernd fiel einregen, in den die Abendsonne schien; der Wandrer schritt auf schmalen Wegen mit düstrer Seele drunter hin. 5 Er sah die großen Tropfen blinken im Fallen durch den goldnen Strahl; er fühlt' es kühl aufs Haupt ihm sinken und sprach mit schauernd süßer Qual: „Nun weiß ich, daß ein Regenbogen io sich hoch um meine Stirne zieht, den auf dem Pfad, so ich gezogen, die heitre Ferne spielen sieht. Und die mir hier am nächsten stehen und wer mich wohl zu kennen meint, sie können selber doch nicht sehen, wie er versöhnend ob mir scheint. So wird, wenn andre Tage kamen, die sonnig auf dies Heute sehn, um meinen fernen, blassen Namen des Friedens heller Bogen stehn." 3. Stiller Augenblick. Fliehendes Jahr, in duftigen Schleiern streifend an abendrötlichen Weihern wallest du deine Bahn; siehst mich am kühlen Waldsee stehen, wo an herbstlichen Uferhöhen zieht entlang ein stummer Schwan. Still und einsam schwingt er die Flügel, tauchet in den Wasserspiegel, hebt den Hals empor und lauscht; taucht zum andernmale nieder, richtet sich aus und lauschet wieder, wie's im flüsternden Schilfe rauscht. Und in seinem Tun und Lassen will's mich wie ein Traum erfassen, als ob's meine Seele wär', die verwundert über das Leben, über das Hin- und Widerschweben lugt' und lauschte hin und her. Atme nur in vollen Zügen dieses friedliche Genügen einsam auf der stillen Flur! Und hast du dich klar empfunden, mögen enden deine Stunden, wie zerfließt die Schwanenspur! 4. Aus der Feueridylle. (Ein einsamer Bauernhof brennt in der Nacht nieder: „auch der Poet, er watschelt mit hinaus".) a) (Viii.) Welch lieblich Wunder nimmt mein Auge wahr? dort fließt ein Brünnlein, gar so frisch und klar; ein holzgeschnitzter Meergott gießt den Trank in eine ausgehöhlte Eichenbank.
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