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1. Teil 2 - S. 139

1914 - Leipzig [u.a.] : Teubner
139 Konrad Ferdinand Meyer: Gedichte 2. (Xxvi.) Homo sum. Ich halte Leib und Geist in strenger Zucht und werde doch vom Teufel hart versucht. Ich wünsche meiner Seele Seligkeit und bin mit Petri Schlüsselamt im Streit, s Am Tisch der Fugger speist' ich dort und hie und schimpfe weidlich Pfesfersäcke sie. Den Städterhochmut haßt' ich allezeit und hätte gern ein städtisch Kind gefreit. Auf ehrenfeste Sitten geb' ich viel io und fröne dem verdammten Würfelspiel. Ich bin des Kaisers treuster Untertan und riet dem Sickingen Empörung an. Das plumpe Recht der Faust ist mir verhaßt, und selber hab' ich wohl am Weg gepaßt. is Ich bete christlich, daß es Friede sei, und mich ergötzen Krieg und Kriegsgeschrei. Der Heiland weidet alle Völker gleich — nur meinen Deutschen gönn' ich Ruhm und Reich! Das heißt: ich bin kein ausgeklügelt Buch, so ich bin ein Mensch mit seinem Widerspruch. 3. (Xxxvii.) Der Schmied. Am Ufer drüben seh' aus einem Schlot ich lust'ge Funken wirbeln purpurrot. Und Schmied und Amboß kommt mir in den Sinn, davor ich einst erstaunt gestanden bin. 5 Als ein vom Weg Verirrter macht' ich halt; es war um Mitternacht im schwarzen Wald. Ein riesenhafter Schmied am Amboß stand und hob den Hammer mit berußter Hand. Zum ersten schlug er nieder, daß es scholl io ringsum im nächt'gen Forst geheimnisvoll. Und rief: „Mach', erster Streich, den Teufel fest, daß ihn die Hölle nicht entfahren läßt!" Den Hammer er zum andern Male hob, den Amboß schlug er, daß es Funken stob. is Und schrie: „Triff du den Reichsfeind, zweiter Schlag, daß ihn der Fuß nicht fürder tragen mag!" Den Hammer hob er noch zum dritten Mal, der niederfuhr wie blanker Wetterstrahl. Und lachte: „Schmiede, dritter, du die Treu' 20 und unsre alte Kaiserkrone neu!"
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