Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Teil 2 - S. 156

1914 - Leipzig [u.a.] : Teubner
156 Neue Strömungen 3. An seine Frau. Blainville (zwischen Luneville und Nancy), den 1. Oktober 1870. Geliebte Frau. Meine Karten aus Weißen bürg und Sulz hast Du hoffen tlich erhalten. Ich verließ Sulz gestern mittag in einem großen Militärzug, 54 Wagen, auf denen sich Ge- 5 heilte und Genesene aller möglichen Regimenter befanden, Garde, Brandenburger, Schlesier, Sachsen, Hessen, auch ein Unteroffizier aus Rostock. Die Fahrt war schön, die Abendfahrt von Savern („Ergeben der Gebieterin"), an der jungfräulichen Pfalzburg vorbei bis Saarburg geradezu entzückend. Der Weg führt durch die Vogesenberge hindurch; acht Tunnel werden passiert, und am io Eingang und Ausgang jedes Tunnels lag eine Württembergische Feldwache, sitzend oder hockend um mächtige Feuer herum, die mit dem Holz der umherstehenden Tannen unterhalten wurden. Kostbare Salvator Rosas! Die Berge im engsten Zirkel alles umrahmend, auf den Bergen alte Burgruinen und über den Ruinen der tiefblaue Himmel mit seinen glitzernden Sternen. Diese Feldwachen haben den Zweck, die i5 Bahn an dieser wichtigen und gefährlichen Stelle zu schützen. Die Nacht über lag der Zug in Saarburg fest; wir biwakierten im Coupe, schliefen bis vier Uhr, wo uns die Reveille weckte, nahmen dann Kaffee und Absinth in einem Hotel siebenten Ranges und brachen um sechs Uhr aus. Der Weg ging über Lune- ville, wo wir eine halbe Stunde hielten; jetzt liegen wir bei Blainville und warten 2o den Postzug ab, der uns in einer Stunde nach Nancy führen soll. Neben uns liegt ein langer Zug bayrischer Artillerie, schweres Feldgeschütz (Zwölfpfünder), die von Würzburg kommen und direkt bis Paris gehen. Ich habe mit den Bayern hier Freundschaft geschlossen. Ich finde sie nett, gutmütig, einzelne sogar unterrichtet; neben mir auf einem krümelbedeckten, etwas eingefetteten Tisch schreiben zwei Ar- 25 tilleristen Briefe in die Heimat, auf Papier, das ich ihnen samt englischen Kuverts geschenkt habe. Das ließ sich Mr. Marington auch wohl nicht träumen, als er mir die Kuverts kaufte. Die ganze Reise, wenn es so fortgeht, ist im höchsten Maße lehrreich, interessant und geradezu erhebend. Alles hat einen großartigen Charakter. Es ist eine orga- gonisierte Völkerwanderung. Immer neue Massen überschwemmen das Land, dessen Bevölkerung staunt und kopfschüttelt, aber in ihrem Dünkel, vielleicht selbst in ihrer kindischen Hoffnung auf Sieg, ungebrochen ist. Es heißt jetzt, daß eine neu- sormierte große Armee von Straßburg gegen Lyon vorrücke. Vielleicht ist es ein Irrtum; bekanntlich weiß man auf dem Kriegsschauplätze selbst am wenigsten, was 35 geschieht. Grüße alle Freunde, küsse die Kinder! Wie immer Dein Th. F. 4. An seinen Sohn Theodor. Berlin, d. 2. November 1889. Mein lieber Theo. Morgen ist Hubertustag. Hubertus jagte; da stand plötzlich die Jungfrau Maria zwischen dem Geweih des Elf-Enders, und Hubertus kniete nieder und betete
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer