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1. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 386

1893 - Trier : Lintz
386 8. Er murrt: „O Schmerz, als Held gesandt sein einem Volke, Dem nie der Muse Bild erschien auf goldner Wolke! August sein auf dem Thron, wenn kein Horaz ihm singt! Was hilft's, vom fremden Schwan die weißen Federn borgen? Und doch, was bleibt uns sonst? — Erschein, erschein, o Morgen, Der uns den Götterliebling bringt!" 9. Er spricht's und ahnet nicht, daß jene Morgenröte Den Horizont schon küßt, daß schon der junge Göthe Mit seiner Rechten fast den vollen Kranz berührt, Er, der das scheue Kind, noch rot von süßem Schrecken, Die deutsche Poesie, aus welschen Taxushecken Zum freien Dichterwalde führt. 11. Der Tod des Tiberius. Bei Kap Misenum winkt ein fürstlich Haus Aus Lorbeerwipfeln zu des Meeres Küsten, Mit Säulengängen, Mosaiken, Büsten Und jedem Prunkgerät zu Fest und Schmaus. Oft sah es nächtlicher Gelage Glanz, Wo lock'ge Knaben, Epheu um die Stirnen, Mit Bechern flogen, silberfüßige Dirnen Den Thyrsus schwangen in berauschtem Tanz, Und Jauchzen scholl, Gelächter, Saitenspiel, 10. Bis auf die Gärten rings der Frühtau fiel. Doch heut, wie stumm das Haus! Nur hier und dort Ein Fenster hell. — Und wo die Säulen düstern, Wogt am Portal der Sklaven Schwarm mit Flüstern; Es kommen Sänften, Boten sprengen fort; Und jedesmal dann zuckt umher im Kreise Ein Fragen, das mir scheu um Antwort wirbt: „Was sagt der Arzt? Wie steht es?" — Leise, leise! 3u Ende aebt's: der areise Tiaer stirbt. lfcn-_ Sein fahl Gesicht, von Schwären wild zerrissen, Erschien noch grauser heut, als sonst es pfiag. Hohl glomm das Auge. Durch die Schläfe wallte Des Fiebers Glut, daß jede Ader schlug; Niemand war bei ihm als der Arzt, der Alte, Und Macro, der des Hauses Schlüssel trug. Und jetzt mit halbersticktem Schreckensruf Aus seinen Decken fuhr empor der Sieche, Hochauf sich bäumend: „Schaff mir Kühlung, Grieche! 30. Eis! Eis! Im Busen trag' ich den Vesuv. O wie das brennt! Doch grimmer brennt das Denken Im Haupt mir; ich verfluch' es tausendmal, Und kann's doch lassen nicht zu meiner Qual; O gieb mir Lethe, Lethe, mich zu tränken! —
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