1905 -
Bamberg
: Buchner
- Hrsg.: Stöckel, Hermann, ,
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Inhalt: Zeit: Altertum, Mittelalter
- Geschlecht (WdK): Jungen
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das Land seines Oheims, schweift auf Abenteuer umher und vermählt sich mit
einer anderen Isolde, Weißhand zubenannt. In einem Kampf schwer verwundet,
läßt er Markes Gemahlin zu sich bitten, da sie allein durch die von ihrer Mutter
ererbte Zauberkunst ihn heilen könne. Weiße Segel sollen ihre Ankunft dem
Kranken kund tun. Wohl tauchen sie auf, aber in einer Regung von Eifer-
sucht sagt Isolde Weißhand dem schmerzlich harrenden Tristan, es zögen schwarze
Segel heran. Da entschwindet diesem die letzte Hoffnung und mit ihr das
Leben. Isolde, die zu spät kommt, ihn zu retten, stirbt an der Leiche des
Unglücklichen.
Wernher drr Gartenäre
war wohl Pater Gärtner im Kloster Ranshofen bei Braunau am Inn und ver-
faßte um 1240 die beste zeitschildernde Dichtung des deutschen Mittelalters, die
uns den Verfall des Rittertums linb die Überhebung der Bauernschaft jener
Zeit an einem selbsterlebten Beispiel vor Angen führt; es ist die in seiner
Heimat (dem Jnnviertel) spielende Bauerngeschichte vom
Weier Kekmörecht.
Ans dem Helmbrechtshof (im rechten Winkel zwischen Bnrghansen an der
Salzach und Braunan am Inn gelegen) sitzt ein wohlhabender Bauer namens
Helmbrecht. Sein gleichnamiger Sohn wird von Mutter und Schwester ver-
zogen, so daß er sich zu gut dünkt Bauer zu werden. Ritter will er werden
ur seiner Selbstüberhebung und beharrt auf diesenr Vorhaben auch den Mah-
nungen des Vaters gegenüber, der, durch Träume gewarnt, ihm Unheil ver-
kündet. So reitet denn der mißratene Sohn vonr Hofe seines Vaters und be-
gibt sich ans eine der Raubbnrgen jener Gegend (vielleicht auf Ratishof, die
•größte und berüchtigtste daselbst). Bald ist er der gewandteste und gefürchtetste
•aller Schnapphähne seiner Heimat. Da treibt ihn der Hochmut die Seinen zu
besuchen, um sich ihnen als Ritter zu zeigen.
Hie hebet sich ein mære,
dag vil müelîch wære
ze verswigen den Huten,
künde ich eg bediuten, 700
wie man in da heime enphienc!
■ob man iht gegen im gienc?
nein, eg wart geloufen,
alle mit einem honten,
eineg für dag ander dranc; 705
vater unde in noter spranc,
als in nie kalp erstürbe.
wer dag botenbrot erwürbe?
dem knehte gap man âne fluoch
beide hem de unde bruoch. 710
697—691) Hier beginnt ein Bericht, den zu verschweigen den Leuten verdrießlich
wäre. 698 müeliol», mit Mühe verbunden, beschwerlich, unangenehm. 700 becliuten,
berichten. 703 iht, eigentl. etwas, hier soviel als etwa. gegen im, ihm entgegen.
705 für, vor. 707 (so froh,) als ob ihnen nie ein Kalb gestorben wäre. 768 boten-
bröt, Lohn für (erwünschte) Nachricht. 716 beide, formelhaft vor zwei Begriffen.
<lin bruoch, Hose um Hüfte und Oberschenkel; vgl. S. 155, V. 328.
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