1905 -
Bamberg
: Buchner
- Hrsg.: Stöckel, Hermann, ,
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Inhalt: Zeit: Altertum, Mittelalter
- Geschlecht (WdK): Jungen
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bar; mau, Nachsilbe). Er wurde von den Galliern für ihre östlichen An-
wohner gebraucht und in diesem Sinne seit Cäsar von den Römern über-
nommen. Die Germanen selbst verwendeten für sich keinen Gesamtnamen.
Zu dem Nationalnamen Deutsche gelangten die germanischen Stämme
Mitteleuropas erst sehr allmählich. Zunächst wurde im vielstämmigen Reiche
Karls des Großen (nachweisbar seit 788) ihre Sprache von den lateinisch
gebildeten Geistlichen und Geschichtschreibern lingua theodisca genannt, ein
Ausdruck, der aus das altdeutsche Wort thooda (Volk, staatlich verbundener
Stamm) zurückgeht, also „völkisch", national, angestammt bedeutet. Er be-
gegnet uns bei Notker von St. Gallen um 1000 n. Chr. in der Zusammen-
stellung diu diutisca zunga. Seit dem 12. Jahrhundert wird er mehr
und mehr nicht bloß von der Sprache unseres Volkes, sondern auch für dieses
selbst gebraucht und so entwickelt sich aus dem ahd. diutisk das mhd. diutisck
diutsch (und tiutsch) wie das nhd. deutsch.
3. Unterschiede des Germanischen vom üörigen
Indogermanischen.
Ju vorgeschichtlicher Zeit trennten sich die verschiedenen indogermanischen
Völker und Sprachen. Dabei entwickelten sich für das Germanische zwei
Hauptmerkmale: die Stammsilbenbetouung und die erste Lautverschiebung.
Während im Indogermanischen der Hauptton jede Silbe des Wortes
(Stammsilbe, Bildungssilbe, Beugungsstlbe, Vorsilbe und Nachsilbe) treffen, ja
innerhalb des gleichen Wortes bei der Beugung oder Abwandelung wandern
konnte, drang im Germanischen eine Tonfestiguug durch, indem der Haupt-
ton des Wortes ans dessen Stammsilbe festgelegt wurde.
Außerdem verschob das Germanische die Verschlußlaute, die es
ursprünglich mit dem Gesamtindogermanischen gemein hatte, durch die sog.
erste oder germanische Lautverschiebung in folgender Weise:
idg. stimmhafte Verschlußlaute wurden germ. stimmlose Verschlußlaute; also:
„ b st> „ p iat. vibrare — got. veipan (ipr.wipan)
„ g > ,, k „ ego — » Uc
„ d O „ t „ id — engl, it
stimmlose Verschlußlaute wurden
P >
k >
t >
gehauchte Verschlußlaute wurden
pu bezw, dir st>
ch „ gh (>
th „ dh >
stimmlose Reibelaute; also:
k lat. 8up6r — got. ufar
h „ clico — „ teiha
th „ tu — „ thu
stimmhafte Verschlußlaute; also
b griech. cpodxwq — got. brothar
g „ — „ giuta
d „ &vqa — „ daur.
Eine Ausnahme erlitt die erste Lautverschiebung durch ein Sprachgesetz,
das von dem dänischen Gelehrten Karl Verner (spr. Werner, st 1896) ge-
funden und nach ihm das Lernersche Gesetz genannt wurde. Danach werden
die stimmlosen Verschlußlaute des Indogermanischen (p k t) nur dann im
Gerinanischen regelrecht zu stimmlosen Reibelauten verschoben, wenn der Ton