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1. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 47

1911 - Leipzig : Dürr
I. Geffcken, Der Eintritt des Christentums in die griechisch-römische Welt. 47 auf einer alten Inschrift die Taten der Götter als Taten alter Könige aufgezeichnet gefunden habe und diese Könige sich dann später selbst für Götter erklärt Hütten. Sah man nun damals in der Diadochenwelt die Konsekration verstorbener Könige, ja die Göttlichkeitserklärung lebender, so ergänzte oder entschuldigte gewissermaßen hier eins das andere: der Vergöttlichung des Menschen brach die Vermenschlichung des Göttlichen die anstößige Spitze ab. Aber das ist nur eine Wellenbewegung an der Peripherie; dringen wir nun ins Zentrum dieses Wesens. In Athen wird jetzt die große Frage: Sind Götter und welche? Ist ein Gott, und was sinnt er? mit wissenschaftlichstem Ernste erörtert. So wird die als die gottes- sürchtigste der antiken Welt anerkannte Stadt zum Schauplatze eines langwierigen und hartnäckigen Streites, der mit vielem alten, aber auch manchem neuen Rüstzeug ausgefochten wird. Die Anhänger Epikurs, desselben Philosophen, dessen Name später als Symbol aller schnöden Genußsucht mißbraucht worden ist, eröffneten ihren Feldzug gegen die Volksgötter der Griechen. Zunächst hielten sie sich über deren Schwäche auf. Wenn man auf der Insel Kreta das Grab des Zeus zeige, wenn Asklepios dem Blitzstrahl des höchsten Gottes erliege, Dionysos zerrissen und wieder zusammengeflickt werde, wenn Ares und Aphrodite von Menschenhänden verwundet, wenn Herakles dienstbar würde, wo bliebe da noch der Götter Kraft und Heiligkeit? Wie unwürdig ferner, wenn die Gottheit stets ein Amtssymbol mit sich herumschleppe, einen Bogen, einen Schmiedehammer, einen Spiegel! Wie soll man sich dann auch diese Wesen vorstellen: läuft Apollon immer mit glatten Wangen um- her, hatte der Schmiedegott Hephaistos immer seinen Hinkefuß? Leben ferner diese Götter nicht immer im Streit? Im troischen Kriege schlagen sie rücksichtslos aufeinander ein, im hohen Olymp droht Zeus sie an die Wand zu werfen, und wenn seine Gemahlin etwas durch- setzen will, so betrügt sie ohne jeden Skrupel den Gatten. Und diese ärmlichen Geschöpfe wollen die Menschen die Kunde der Zukunft lehren! Läuft nicht der Orakelspender Apollon der Daphne nach, ohne zu ahnen, daß sie sich gleich in einen Lorbeerstrauch verwandeln wird? Solcher Götter Schwäche ist eine Selbstverdammnng, solcher Götter böses Bei- spiel verdirbt die Menschen, die durch ihre Verehrung sich nur der Gott- losigkeit schuldig machen. Allerdings kann es keinem Zweifel unter- liegen, daß es wirklich Götter gibt, und es ist unrichtig, den Freigeist zu spielen, wenn das Volk der Gottheit Feste feiert, aber ob sie uns helfen kann und will, ob sie sich überhaupt um uns kümmert, das ist mehr als fraglich. So dachten die Epikureer, und ihr Denken war ernst und wirkungs- voll. Aber für das griechische Empfinden konnte diese reine Negation nicht genügen. Seiner Sehnsucht nach dem Anschluß des Menschen an
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