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1. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 168

1911 - Leipzig : Dürr
168 Prosal,est Vii, ein ruhiges Heim zu bereiten. Shakespeare hatte in London die Heimat und die Seinigen nie aus den Augen verloren; sobald er es vermochte, hatte er die Seinigen an seinem beginnenden Wohlstand teilnehmen lassen, zweifellos auch häufiger sie auf längere oder kürzere Zeit besucht. Bereits im Jahre 1597 aber begann er sich in Stratford anzukaufen, den Plan vorzubereiten, den er dann nicht wieder fahren ließ. Und gegen das Jahr 1609 — etwas früher oder später — gelangte der- lange gehegte Lieblingsgedanke endlich zur Verwirklichung. Der Dichter verließ die Bühne und die Großstadt und zog sich nach seiner stillen Heimat, zu Wald und Wiese, §u Frau und Kindern und Enkelin zurück, um die ihm noch beschiedenen Tage in edler Muße und ruhig beschau- lichem Gennß zu verleben. So schloß sich das Ende seines Lebens wieder dem Anfang an, zur schönen Vollendung des Kreislaufes. Shakespeares Leben, mit dem seiner dramatischen Zeitgenossen ver- glichen, ist ebenso einzigartig, wie seine Werke sich unter den ihrigen aus- nehmen. Er ist der einzige unter ihnen, der keine akademische Erziehung genossen hat, der in einfachen Verhältnissen, in vertrautem Verkehr mit der Natur groß geworden ist, seine Bildung mehr dem Leben als der Schule verdankte. Früher als einer von den anderen hatte Shakespeare dem Ansehen nach seine Zukunft gestaltet: in einer Weise, die nichts Großes für ihn er- hoffen ließ. Aber das, woran ein anderer zugrunde gegangen wäre, wurde ihm nur ein Sporn, ein neues Lebensblatt mit frischem Mut zu beginnen. Enger als irgendeiner seiner dramatischen Nebenbuhler schloß Shakespeare sich in London dem Bühnenleben an. Aber weit entfernt, in dem lockeren Getriebe, wie so viele andere, an Seele und Leib zu verderben, erwuchs er zum Manne, zum Künstler und Dichter, zur geistigen und auch zur materiellen Selbständigkeit und Unabhängig- keit. Wohlhabend, angesehen, berühmt, verließ er dann in der Kraft seiner Jahre das Theater und die Großstadt, um als Landedelmann in der Heimat seine Tage zu beschließen. 16. Warum liât Molière keine „Jugenddramen" geschaffen! Max I. Wolfs, Molière, Der Dichter und sein Werk. (München 1910, C. H. Becksche Verlagsbuchh.) Es ist erstaunlich, in wie späten Jahren Moliöres dichterische Be- gabung zum Durchbruch kam. Wenn wir die undatierten, unselbständigen, und ihrer Autorschaft nicht einmal sicher beglaubigten, kleinen Jugend- schwänke außer acht lassen, so ist der „Étourdi“ sein erstes Werk, und damals zählte der Verfasser mehr als dreißig Jahre. Und selbst diesem Drama fehlen die eigentlich jugendlichen Züge, es ist kein Gemisch von äußerer Unfertigkeit und innerer Genialität wie Goethes „Gvtz", Schillers
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