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1. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 294

1911 - Leipzig : Dürr
294 Prosaheft Vil Uhrenschildmalerei. Der Oberamtmann wurde aufmerksam auf ihn. Durch dessen Vermittelung kam Thoma 1859 auf die Kunstschule in Karlsruhe, wo er seinen Hauptunterricht bei Schirmer genoß, demselben Maler, der in Düsseldorf Böcklins Lehrer gewesen war und für dessen freundliche Teilnahme der Schüler eine banernbe Dankbarkeit bewahrt hat. Im Winter wurde fleißig in der Akademie gearbeitet, im Sommer aber, während der Ferienzeit, zog der Jüngling immer wieder hinauf in seine Heimat, und dort, auf den Feldern und Wiesen, im Walde, offenen Auges für den großen, weiten Himmelshorizont, wie für jedes Blümchen im Grase, bildete er Sinn und Hand aus. Im Wald und auf der Vogelweid, Da lernte er das Singen. Bis 1868 ist er Schüler der Akademie geblieben. Lange schon aber drängte es mächtig in ihm nach einer anderen, freieren Lehre, als sie ihm dort geboten werden konnte. In freudigen, innigen Verhältnissen zur Natur hatte er seine besondere Richtung, seine persönliche, unab- hängige Knnstanschaunng gewonnen. Nun suchte er gleichsam eine Bestätigung derselben und wanderte 1869 nach Düsseldorf, weil er glaubte, sie hier zu finden, in dieselbe Stadt, in die es auch Böcklin früher gezogen hatte. Aber wie dieser verweilte er nur kurze Zeit in ihr, denn er fand sich in seinen Erwartungen enttäuscht. Er beschloß, nach Paris zu gehen, dorthin, wo durch die Künstler von Fontainebleau die Landschaftsmalerei zu hoher Blüte gelangt war. Er sah die Werke Corots, Rousseaus und der anderen und lernte Millets Verherrlichung des tiefen Einklanges zwischen Bauernleben und Natur, dem er selbst schon aus eigenstem Antrieb seine Malerei gewidmet hatte, kennen. Was aber sein Auge und seinen Geist besonders fesselte, war einerseits die Kunst der alten Meister, die er im Louvre studierte, und andererseits die energische, leidenschaftlich mit der Natur ringende Malerei Courbets. Und von beiden Seiten erhielt er die tröstlich bejahende Antwort auf die oft gestellte Frage, ob sein Ideal, das mit den Bestrebungen der Kunstschulen seines Vaterlandes nichts zu tun hatte, zu verwirklichen sei. Den alten Meistern und Courbet verdankt er, ohne sich die einen oder den anderen unmittelbar zum Vorbild zu nehmen, was Stilgefühl und malerische Naturaufsassung anbetrifft, die Versicherung seiner eigenen Kraft und das erhebende Bewußtsein auf einem richtigen und großen Wege zu sein. Nach kurzem Verweilen ist er von da nach München gegangen, wo er sich von 1870—1877 aufgehalten hat und die Bekanntschaft mit verschiedenen Künstlern machte, unter denen Viktor Müller ihm besonders teuer wurde, ein reich begabter Maler, einer der bedeutendsten unter den Strebenden jener Tage, der sich an feurigem, idealem Wollen
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