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1. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 337

1911 - Leipzig : Dürr
G. Kaufmann, Das Kaisertum und die deutsche Nation. 337 Fürst fand den Vorrat an Machtmitteln kleiner und den Besitz der Fürsten größer. Gerade für die langdauernden Züge über die Alpen mußten die Fürsten mit Zugeständnissen bezahlt werden, die eine Er- neuerung der königlichen Macht auf dem Wege, der in Frankreich so erfolgreich betreten wurde, durch Einziehung der heimgefallenen Lehen an die Krone und durch Erweitern der Hausmacht des Königs beim Aussterben mächtiger Familien verhinderten. Ein vielleicht noch schwereres Hindernis lag darin, daß die Könige oft Jahre hindurch in Italien festgehalten wurden und deshalb die wichtigsten Angelegenheiten der deutschen Gebiete gar nicht, oder auf italienischen Hoftagen und Heerversammlungen auf Grund von spär- lichen und bisweilen schon veralteten Berichten entschieden. Otto der Große zog dreimal nach Italien und verweilte dort, abgesehen von dem ersten kurzen Zuge, der nur sechs Monate 951 bis 952 in Anspruch nahm, vom September 961 bis Januar 965 — dreieinhalb Jahre — und vom August 966 bis August 972 — sechs Jahre. Er starb am 7. Mai 973 und war also von den letzten elfeinhalb Jahren seiner Regierung nur acht Monate und anderthalb Jahre, also im ganzen wenig mehr als zwei Jahre in Deutschland gewesen. Die übrigen neun Jahre hatte er in Italien zugebracht. Begreiflich ist, daß nun sein Sohn Otto Ii. zuerst mehrere Jahre mit den Großen zu kämpfen hatte und deshalb in Deutschland blieb. Sobald er es aber wagen zu können glaubte, zog er nach Italien, 980, und blieb dort bis an seinen Tod, 983 den 7. Dezember. Otto Iii. stand bis 996 unter Vormundschaft, zog dann aber gleich im Februar dieses Jahres nach Rom. Im August kam er zurück, blieb etwa ein Jahr in Deutschland, war dann von Ende 997 bis Ende 999 in Italien, um nach einem kurzen Aufenthalt von sechs Monaten in Deutschland wieder nach Italien zurückzukehren und dort bis an seinen Tod, 1002, den 23. Januar zu bleibeu. Von den sechs Jahren seiner Re- gierung hat dieser Kaiser also nicht einmal zwei Jahre in Deutschland zugebracht und die damals recht schwierigen Verhältnisse des Reiches nur auf Grund der späten und spärlichen Nachrichten beurteilt, die ihm durch Boteu und durch die streiteuden Parteien zukamen. Heinrich Ii. hat drei Züge nach Italien unternommen, 1004, 1013, 1021—22, sein Nachfolger Kvnrad Ii. zwei, 1026—27 und 1036—38, Hein- rich Iii. drei, 1046, 1047 und 1055. Heinrichs Iv. und Heinrichs V. Regierungen waren dann ebenfalls stark durch die italienischen Verhält- nisse beherrscht. Es spricht manches für die Annahme, Otto I. und die seiner Politik folgenden Könige hätten durch den Papst die geistlichen Fürsten des Reiches in Gehorsam zu halten versucht. War das ihre Absicht, so hätten sie für die einzelnen Erfolge, die sie etwa so gewannen, einen ungeheuren Preis bezahlt. Jedenfalls haben sie durch ihre italie- Lorentzeri-Rode-Weise, Prosaheft Vii. 22
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