1911 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: Lorentzen, Theodor, Meyer, Alfred Gustav, Weise, Paul, Rode, Albert, Nagel, Louis
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Oberrealschule, Realgymnasium, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
D. Schäfer, Das Zeitalter der Entdeckungen und die Hanse.
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tigten Stolz, daß das deutsche Bolk in jener Periode an der Spitze der
abendländischen Welt stand, ihr das weltliche Haupt gab und das kirchliche
beschützte, Italien, das Mutterland der christlichen Kultur, aus innerer
Zerrüttung erlöste, ihm die Griechen und Sarazenen abwehrte und endlich
diese Kultur über die Völker und Gebiete des Ostens und Nordens
verbreitet hat.
38. Das Zeitalter der Entdeckungen und die Kante.
Dietr. Schäfer, Vortrag, gehalten zu Bremen 1896 (Hansische Geschichts-
' blätter Xxv).
Wer sich mit der hansischen Geschichte des sechzehnten Jahrhunderts
beschäftigt, dem kommt leicht der Gedanke, daß es für die Erkenntnis
dieser Geschichte fruchtbringender sein möchte, sich mit dem zu befassen,
was die Hanse nicht, als mit dem, was sie getan hat. Unwillkürlich
drängt sich die Vorstellung ans, daß das sechzehnte Jahrhundert, das Zeit-
alter der großen Entdeckungen, das Jahrhundert, in dem der Blick des
Europäers anfing, die Welt zu umspannen, dem Verkehr nicht nur neue
Bahnen gewiesen, sondern ihn auch auf ganz neue Grundlagen gestellt
haben müsse. Der Mensch des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts,
dem die Erde wirklich ein Wirtschaftsgebiet geworden ist, kann es sich kaum
anders denken, als daß Weltverkehr interozeanisch, transatlantisch sein
müsse. Der Anteil an derartigem Verkehr erscheint ihm entscheidend für
die Stellung der Völker in Handel und Schiffahrt, und leicht überträgt
er diese Auffassung auf frühere Jahrhunderte. Der heutige Vortrag soll
sich mit der Frage beschäftigen, wie weit das richtig ist, und vor allem
wie weit die im sechzehnten Jahrhundert eröffneten neuen Beziehungen
europäischer Völker zu transozeanischen Gebieten Einfluß gewonnen haben
auf die Stellung der Hanse.
Man pflegt zu sagen, die Hanse sei vor allen Dingen deshalb zu-
rückgegangen, weil sie sich an dem neuen Verkehr mit den beiden Indien
nicht beteiligt habe. Erklärend fügt man hinzu, daß die westeuropäischen
Völker durch ihre Lage gleichsam einen Vorsprung gehabt Hütten, daß
es ganz natürlich sei, daß sie in einem Handel, der sich überwiegend auf
den Weltmeeren bewegt habe, vor den binnenwürts gelegenen deutschen
Städten den Vorsprung gewannen. Nicht nur in populären, sondern
auch in fachwissenschaftlichen Büchern und Schriften kann man diese
Auffassung in den verschiedensten Wendungen wiederholt finden.
Auch wer den Dingen gar nicht tiefer nachforscht, wird sich leicht
zu Zweifeln an der Richtigkeit dieser Auffassung bewogen fühlen. Denn
noch in unseren Tagen spielt sich der Handel der europäischen Völker
ganz überwiegend innerhalb des Erdteils ab, wenn auch der Verkehr mit