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1. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 372

1911 - Leipzig : Dürr
372 Prosaheft Vii. Erneuerer des preußischen Staates, von glühender Sehnsucht nach der Befreiung Deutschlands verzehrt, hatte zur Empörung gegen die franzö- sische Herrschaft aufgefordert; doch der Brief, verräterisch aufgefangen, war in die Hände Napoleons geraten. Arndt aber hatte in seinem Buche „Geist der Zeit" die Regierung des Kaisers mit flammenden Worten als unmoralisch gebrandmarkt und die Deutschen zur Freiheit aufgerufen. Da wurde Stein von Napoleon geächtet, Arndt, wenn auch nicht tatsächlich, für vogelfrei erklärt, war doch seines Lebens nicht mehr sicher und „hatte keine Lust, sich einfangen und wie einen tollen Hund von den Wälschen totschießen zu lassen". So gingen beide Männer in die Verbannung. Stein verließ den preußischen Staat und ging nach Prag, dann aber, von Alexander I. eingeladen, nach St. Petersburg. Arndt wandte sich von Greifswald, das damals noch schwedisch war, nach Stockholm, kehrte später nach Deutschland zurück und lebte eine Zeitlang in der Verborgenheit. Da brach 1812 der russisch-französische Krieg aus; die ungeheuren Heeresmassen des neuen Attila wälzten sich gen Osten. Nun hielt es Arndt nicht länger. In gefahrvoller Reise eilte er, von Stein eingeladen, nach St. Petersburg. Wie war's gekommen, daß Stein unter allen deutschen Namen den Namen Arndt so fest im Gedächtnis behielt, daß er den Träger dieses Namens durch alles Kriegsgetümmel hindurch zu sich ins ferne Rußland rief? Er hatte ihn in seinen Schriften er- kannt, hatte die Flamme seiner Seele verstanden, den grimmigen Haß gegen Napoleon, den gewaltigen sittlichen Ernst seiner Persönlichkeit, die unauslöschliche Liebe zum deutschen Volke. Dieser elementare Haß der beiden Männer gegen Napoleon wurzelte in demselben Erdreich. Weil beide, Stein und Arndt, tief angelegte, durch und durch sittliche Charaktere waren, darum mußten sie mit einer Art Naturnotwendigkeit Todfeinde Bonapartes sein, der ihnen als die Verkörperung alles Unsittlichen galt. Schon seit Marengo hatte Arndt ein Grauen vor der Riesengröße dieses Mannes ergriffen, bald mischte sich in dieses Grauen der glühende Zorn, als die unersättliche Herrsch- gier des Eroberers keine Grenzen mehr kannte. „Bewunderung und Furcht erzeugt der Vulkan", so schreibt Arndt, „und das Donnerwetter und jede seltene Naturkraft, und sie kann man auch Bonaparte nicht versagen. Aber welche Triebe setzen diese ungeheure Naturkraft in Be- wegung! Nichts Edles und Menschliches ist in ihm, von diesem finstern, verschlossenen, tückischen Geiste darf die Welt nur Verderben erwarten. Furchtbarer ist kein Mann der Fürsten und Völker. Er ist dem Welt- meere gleich, das, ewig hungrig, Bäche und Ströme in sich verschlingt und keinen Tropfen zurückgibt." So Arndt. Stein aber verglich Napoleon mit den großen mongo- lischen Eroberern, mit Dschingis Khan und Timur, und redete von dem
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