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1. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 373

1911 - Leipzig : Dürr
K. Lohmann, Stein und Arndt. 373 Egoismus des sich selbst verspottenden und die Menschheit in den Staub tretenden Despotismus. Er bezeichnete ihn als den bösen Geist, der doch nicht triumphieren werde. Nur die widersinnigste und verruchteste Tyrannei konnte das ungeheure Gebäude seines Weltreichs aufrichten, das Weltreich eines Schurken und eines Feindes des Menschengeschlechtes: So stark sind die Äußerungen des glühenden Hasses, der die Seele Steins gegen Napoleon erfüllt. Im Innersten ist er ihm ein Greuel, dieser Mann, der aller wahren Sittlichkeit ebenso bar war, wie Steins ganzes Wesen Sittlichkeit atmete. Denn Steins Größe beruht vorzüglich auf dem felsenfesten Glauben an eine sittliche Weltordnung. Für den Tyrannen aber gab es nicht Gute und Böse, nur Starke und Schwache, Sieger und Besiegte. Bei seinen Plänen rechnete er mit den schlechten Seiten der menschlichen Natur, die er nur zu gut kannte. Stein aber errichtete den Neubau Preußens auf wahrhaft sittlicher Grundlage, auf jener aufopfernden Staatsgesinnung, die um des großen Ganzen willen alles ein-, die eigene Person hintansetzt. In engster Verbindung mit jener Unsittlichkeit stand bei Napoleon der gänzliche Mangel religiösen Gefühls. Was in Steins Seele von Jahr zu Jahr mächtiger wurde, das Gefühl der Abhängigkeit von einer überirdischen Macht, das Vertrauen auf den Beistand der Vorsehung, das war Napoleon Schall und Rauch. Er, der in seinem Anspruch auf Weltherrschaft bis zur Vergottung des eigenen Ich ging, sah in der Religion nur ein Mittel seiner Herrschaft. Diese echte, tiefe Religiosität, die frei von jeder Engherzigkeit, ein ausgesprochen protestantisches Gepräge trug, hatte der Reichsfreiherr mit seinem Gehilfen Arndt gemein. Wie gerne sah auch er in den Begeben- heiten der Weltgeschichte überall die Spuren des waltenden Gottes. Des Dichters geistliche Lieder bezeugen, daß sein Gemüt in einer hohen, idealen Welt ewiger Güter lebte, daß sein Herz dem Unsichtbaren ge- weiht war. Aus solchem Geiste floß jener tapfere Mut, mit dem er Unrecht und Heuchelei in jeder Gestalt bekämpfte. In solchem Glauben, in solchem Geiste wurzelte auch die Kraft, mit der Stein und Arndt sich der heiligen Sache des deutschen Vaterlandes widmeten. Ihr ganzes Herz, der innerste Kern ihres Wesens war deutsch; deutsch fühlten, dachten, handelten sie. Arndts deutsche Offenheit und Treuherzigkeit war es, die ihm schnell Steins ganzes Herz gewannen, Steins, der selbst ein schlichter, gerade aufs Ziel losgehender Mann war. „Sie sind immer kurz und geradeaus," hat er einmal zu seinem Gehilfen gesagt, „ich mag die Wortschuitzler nicht, die weitschweisigen Umwickler, Ein- wickler, Entwickler und Answickler der Dinge." Wie derartige Charaktere überhaupt sind, so waren auch Stein und Arndt in ihrer Ehrlichkeit und Offenheit oft .scharf, schneidend, Stein
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