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1. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 376

1911 - Leipzig : Dürr
376 Prosaheft Vii. Lebens" vergessen. Stein war als Bevollmächtigter Kaiser Alexanders gekommen, um die Hilfsquellen Ost- und Westpreußens sür die gute Sache nutzbar zu machen. Er berief den Landtag der Provinz; die Bewaffnung der Nation, die Errichtung einer Landwehr und eines Landsturmes war es, was er wollte; ein Volkskrieg sollte gegen Napo- leon entstammt werden. Und der Landtag versagte nicht. Die arme, gänzlich ausgesogene, niedergetretene Provinz war zu jeglichem Opfer bereit und beschloß im Geiste Steins. Arndt aber, wie kaum ein zweiter berufen, als Mann des Volkes unmittelbar auf das Volk zu wirken, erhielt von Stein den Auftrag, die Bevölkerung über diese neue Ein- richtung aufzuklären, und er tat es gern im Sinne seines Herrn und mit gewohnter Meisterschaft. „Was bedeutet Landsturm und Landwehr?" so lautete der Titel seiner neuen Schrift. Ein waffengerüstetes, waffen- geübtes Volk, die Bewaffnung aller deutschen Männer ohne Unterschied des Standes und des Berufes vom sechsundzwanzigsten bis zum sech- zigsten Lebensjahre, das sind Steins und Arndts Forderungen. Ist aber der Krieg mit Gottes Hilfe siegreich beendet, dann sollen Landwehr und Landsturm nicht aufhören. Als bleibende Einrichtung können sie viel- leicht zwei Drittel des stehenden Heeres unnötig machen und dadurch unendliche Lasten vom Rücken des Volkes wälzen. Der Freiheitskampf begann. Stein, nunmehr Mitglied des Ver- waltungsausschusses für die eroberten Gebiete, konnte die Hilfe seines treuen Mitarbeiters nicht entbehren; in Dresden, in Reichenbach, in Leipzig, in Frankfurt ist Arndt um den Minister gewesen, der ihin wie in St. Petersburg sein unbedingtes Vertrauen schenkte und sich bei wich- tigen Sendungen seiner bediente. Die Schlacht bei Leipzig wurde geschlagen, und der Dichter pries die freundliche Lindenstadt ob ihres leuchtenden Ehrenmales. Aber was das Schwert gut gemacht hatte, wollten Diplomaten verderben. Wenige Wochen nach jenem glänzenden Siege bot Metternich Napoleon den Frieden an, den Rhein als Grenze zwischen Frankreich und Deutschland. Da regte sich Arndts deutsches Herz, und er machte seinem Unmut, seinen Hoffnungen und Wünschen Luft in der berühmten Schrift: „Der Rhein, Deutschlands Strom, aber nicht Deutschlands Grenze." Das Recht, die Politik, die Ehre und die Treue des deutschen Volkes erheben gleichmäßig diese Forderung. Dieselbe Forderung erhob unter den Diplomaten Stein, der alles linksrheinische Gebiet, Elsaß und Lothringen für Deutschland zurück- verlangte. Dieses Ziel Steins und Arndts wurde freilich damals nicht ganz erreicht. Aber Deutschland war doch frei geworden bis zum Rhein und altes deutsches Land links vom deutschen Strom teilweise zurückgewonnen. Von nun an trennte das äußere Leben die beiden gleichgesinnten Männer,
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