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1. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 405

1911 - Leipzig : Dürr
O. Lyon, Die Sprache Bismarcks. 405 Partei ganz andere Rechte in bezug auf die Beeinflussung der Regierung einräumen können." Am 27. Februar 1863 hatte der Abgeordnete von Hennig sich in den Worten gegen Bismarck gewendet: „Denken Sie sich einmal Herrn von Bismarck und ein englisches Unterhaus! Das würde zusammenpassen wie die Faust aufs Auge, aber ich darf wohl glauben, daß Herr von Bismarck die Rolle des Auges übernehmen würde." Bismarck erwiderte: „Der Herr Vorredner hat einen Vergleich von Faust und Auge gebraucht, wo er mir die Rolle des Auges zu- weist. Ich bin ihm dafür sehr dankbar; denn das Auge ist unzweifel- haft der edlere Teil, das Auge leitet die Faust." Was seiner Sprache ferner das eigenartige Gepräge verleiht, ist seine innige Vertrautheit mit der Natur, zu der ihn sein Beruf als Landwirt führte, und mit den Anschauungen und der Ausdrucksweise des Volkes. Hieraus erklärt sich die volkstümliche Kraft seiner Rede, die uns auf Schritt und Tritt an Luthers Derbheit und Goethes Geradheit erinnert. So schreibt er in seinen Briefen, daß er sich ganz „dumm geschlafen" (aus Bukow am 21. September 1863) und sich „krumm und lahm geschrieben" habe (aus Berlin am 29. September 1863). „Wir blasen uns eine solche Laus zum Skorpion aus", schreibt er über die Celler Denkmalsangelegenheit am 28. November 1869 an Roon. „Es ist hübsch", schreibt er am 9. April 1854 an seine Schwester Malwine, „wenn man seine Neigungen nicht mit den Hemden wechseln kann, so selten letzteres auch geschehen mag." Seine Gegner ermahnt er am 14. März 1835 mit den Worten: „Das Reich ist zu jung, wir wollen lieber mal unsere schmutzige Wäsche unter vier Augen waschen." Von dem Abgeordneten Windthorst sagt er, dieser spiele gern den Zivil-Moltke, und die von diesem immer wieder angeregte Karolinen- frage erklärt er für eine Lumperei (12. Januar 1887). In einem Briese ans Petersburg vom 16. Juni 1860 schreibt er: „Wenn ich einem Teufel verschrieben bin, so ist es ein teutonischer und kein gallischer." In einem anderen Briefe vom 22. August 1860 spricht er in bezug auf die in den Zeitungen gegen ihn gerichteten Angriffe von dem ein- fältige: Federvieh der deutschen Presse. „Ich bin meinem Fürsten treu bis in die Waden," äußert er am 2. Juli 1861 gegen Roon. „Über juristische Zwirnsfäden wird die Königliche Regierung nicht stolpern/' erklärt er in der Rede vom 30. Januar 1869. Das Sprichwort: „Er lügt wie gedruckt" wandelt er in der Rede vom 13. Februar 1869 um in die Form: „Er lügt wie telegraphiert." Am 1. Juli 1859 schreibt er aus Petersburg an einen preußischen Diplomaten: „Und wenn es uns schlecht geht, so werden die Bundesstaaten von uns abfallen, wie welke Pflaumen im Winde, und jeder, dessen Residenz französische Ein- quartierung bekommt, wird sich landesväterlich auf das Floß eines neuen Rheinbundes retten." „Jeder Preßbengel, der den Mund gegen die
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