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1. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 406

1911 - Leipzig : Dürr
406 Prosaheft Vil Regierung aufreißt, hat recht," heißt es in einem seiner Briefe an Roon (Petersburg, 2. Juli 1861). „Auf die Wahlen wird das nur," schreibt er am 12. April 1862 an den Nämlichen, „wie ein von der aufgelösten Kammer errungener Sieg, wie ein Schnaps für die erlahmende Fort- schrittspartei wirken." An den Grafen von Arnim-Boytzenburg richtet Bismarck einen Brief aus Berlin am 16. Mai 1864; darin kommt die Stelle vor: „Die augenblickliche Lage ist so geartet, daß es mir zweck- dienlich erscheint, gegen das Dänentum auf der Konferenz alle Hunde loszulasfen, welche bellen wollen (verzeihen Sie diesen Jägervergleich)." Den Finanzminister nennt er in verschiedenen Briefen an Roon den „Gold- onkel". Eine unangenehme politische Nachricht, die bei ihm eintraf, be- zeichnet er in dem Briefe an Roon aus Varzin am 29. August 1869 als eine „Postbombe, die bei mir einschlug". Die Versuche, die im Februar 1870 gemacht wurden, Baden durch Hinzunahme zum Nord- deutschen Bunde aus den süddeutschen Staaten auszuscheiden, wies er in der Rede vom 24. Februar 1870 mit den Worten zurück: „So glaube ich, daß wir nicht gut tun, das Element, welches, der nationalen Entwickelung im Süden am günstigsten ist, auszuscheiden und mit einer Barriere abzuschließen, gewissermaßen — wenn ich ein triviales Bild gebrauche, so schreiben Sie es der kürzlichen Beteiligung an landwirt- schaftlichen Verhandlungen zu — gewissermaßen den Milchtopf abzu- sahnen und das Übrige sauer werden zu lassen." Und am 15. No- vember 1870 bat er in einem Briefe aus Versailles den Minister Roon, die Verträge mit Baden und Hessen rasch zu unterzeichnen, „wenn dabei auch einige kleine Fünfen gerade sein müßten". Gerade in dieser natür- lichen, ungezwungenen und volkstümlichen Sprachweise Bismarcks liegt das Geheimnis der außerordentlichen Wirkung, die seine Reden auf alle Schichten des Volkes ausüben. Nicht zum wenigsten aber gewinnt seine Sprache an Anziehungs- kraft und Wirkung durch den Witz und Humor, der seine Reden durch- zieht. Wenn er in seiner Rede vom 24. September 1849 sagt: „Übrigens ist die belgische Verfassung erst 18 Jahre alt, ein sehr empfehlendes Alter für Damen, aber nicht für Konstitutionen", so wirkt das ebenso köstlich, als wenn er an Roon aus Paris Pfingsten 1862 schreibt: „Sie tun mir unrecht, wenn Sie glauben, daß ich mich sträube (nämlich Minister zu werden); ich habe im Gegenteil lebhafte Anwandlungen von dem Unternehmungsgeist jenes Tieres, welches auf dem Eise tanzen geht, wenn es ihm zu wohl wird." Wie humorvoll und witzig Bismarck zu schildern versteht, beweisen namentlich seine Briefe; man lese z. B. den Brief an seine Schwester Malwine aus Norderney vom 9. September 1844. Tiefe, seelische Bewegung, wunderbare Schärfe der Auffassung, reiche, überzeugende Bildlichkeit, gewaltige volkstümliche Kraft und frischer, quel- lender Humor bilden demnach die Hanptgrundlagen der Sprache Bismarcks.
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