Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Theil 6 - S. 77

1874 - Leipzig : Brandstetter
77 Ach, nicht doch! nicht doch, Herr Flau! Gehn muß Er immer darnach, aber sich nur hübsch in Acht nehmen, wie Er's Gesicht trägt. Was? Wie ich's Gesicht trage? — Ja, Herr Flau! Wie Er's Gesicht trägt. Ich will's Ihm erklären. — Als da mein Nachbar zur Linken sein Haus baute, so lag einst die ganze Straße voll Balken und Steine und Spar- ren: und da kam unser Bürgermeister gegangen; Herr Trick, damals noch ein blutjunger Rathsherr: der rannte, mit von sich geworfenen Armen, in's Gelag hinein, und hielt den Nacken so steif, daß die Nase mit den Wolken so ziemlich gleich war. — Plump! lag er da, brach ein Bein und hinkt noch heutiges Tages davon. — Was will ich nun damit sagen, lieber Herr Flau? — Ei, die alte Lehre: Du sollst die Nase nicht allzuhoch tragen! Ja, sieht Er? Aber auch nicht allzuniedrig. — Denn^nicht lange darnach kam noch ein Anderer gegangen; das war der L>tadt- poete, Herr Schall: der mußte entweder Verse oder Haussorgen im Kopfe haben; denn er schlich ganz trübsinnig einher und guckte in den Erdboden, als ob er hineinsinken wollte. — Krach! riß ein Seil, der Balken herunter, und wie der Blitz vor ihm nieder. — Vor Schrecken fiel der arme Teufel in Ohnmacht, ward krank und mußte ganze Wochen lang aushalten. — Merkt Er nun wohl, was ich meine, Herr Flau? wie man's Gesicht tragen muß? Sie meinen, so hübsch in der Mitte. — Ja freilich! daß man weder zu keck in die Wolken, noch zu scheu in den Erdboden sieht. — Wenn man so die Augen fein ruhig, nach oben und unten und nach beiden Seiten umher wirft, so kommt man in der Welt schon vorwärts, und mit dem Unglück hat's so leicht nichts zu sagen. Noch ein andermal besuchte den Herrn Witt ein junger An- fänger, Herr Mills; der wollte zu einer kleinen Speculation Geld von ihm borgen. — Viel, fing er an, wird dabei nicht herauskommen; das seh' ich vorher; aber es rennt mir so von selbst in die Hände. Da will ich's doch mitnehmen. Dieser Ton stand dem Herrn Witt gar nicht an. — Und wie viel meint Er denn wohl, lieber Herr Mills, daß Er braucht? — Ach, nicht viel! Eine Kleinigkeit! Ein hundert Thälerchen etwa. — Wenn's nicht mehr ist: die will ich Ihm geben. Recht gern! — Und damit Er sieht, daß ich Ihm gut bin, so will ich Ihm obendrein noch etwas Anderes geben, das unter Brüdern seine tausend Reichsthaler werth ist. Er kann reich damit werden. — Aber wie, lieber Herr Witt? Obendrein!
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer