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1. Theil 6 - S. 152

1874 - Leipzig : Brandstetter
152 dem Petersplatze, wo wir erst auf- und abgehend, und wenn es uns zu warm wurde, im Schatten des großen Obelisks, der eben für zwei breit genug geworfen wird, spazierten und Trauben ver- zehrten, die wir in -der Nähe gekauft hatten. Dann gingen wir in die Sixtinische Capelle, die wir auch hell und heiter, die Ge- mälde wohlerleuchtet fanden. Das jüngste Gericht und die man- nigfaltigen Gemälde der Decke, von Michel Angelo, theilten unsere Bewunderung. Ich konnte nur sehen und anstaunen. Die innere Sicherheit und Männlichkeit des Meisters, seine Großheit geht über allen Ausdruck. Nachdem wir Alles wieder und wieder gesehen, verließen wir dieses Heiligthum und gingen nach der Pe- lerskirche, die von dem heitern Himmel das schönste Licht empfing und in allen Theilen hell und klar erschien. Wir ergötzten uns als genießende Menschen an der Größe und der Pracht, ohne durch allzu eklen und zu verständigen Geschmack uns diesmal irre machen zu lassen, und unterdrückten jedes schärfere Urtheil. Wir erfreuten uns des Erfreulichen. Endlich bestiegen wir das Dach der Kirche, wo man das Bild einer wohlgebauten Stadt im Kleinen findet. Häuser und Magazine, Brunnen (dem Ansehn nach), Kirchen und einen großen Tempel, Alles in der Luft, und schöne Spaziergänge dazwischen. Wir bestiegen die Kuppel und besahen die hellheitere Gegend der Apenninen, den Berg Soracte, nach Tivoli die vulkanischen Hügel, Frascati, Castelgandolfo und die Plaine und weiter das Meer. Nahe vor uns die ganze Stadt Rom, in ihrer Breite und Weite mit ihren Bergpalästen, Kuppeln rc. Es rührte sich keine Luft, und in dem kupfernen Knopf war es h.eiß, wie in einem Treibhause. Nachdem wir das Alles beherzigt hatten, stie- gen wir herab und ließen uns die Thüren zu den Gesimsen, der Kuppel, des Tambours und des Schiffs ausschließen; man kann um selbe herumgehen und diese Theile und die Kirche von oben betrachten. Als wir auf dem Gesimse des Tambours standen, ging der Papst unten in der Tiefe vorbei, seine Nachmittagsan- dacht zu halten. Es fehlte uns also nichts zur Peterskirche. Wir stiegen völlig wieder herab, nahmen in einem benachbarten Gast- hofe ein fröhliches, frugales Mahl und setzten unsern Weg nach der Cecilienkirche fort. Viele Worte würde ich brauchen, um die Auszierung der ganz mit Menschen angefüllten Kirche zu beschreiben. Man sah eben keinen Stein der Architekten mehr. Die Säulen waren mit rothem Sammt überzogen und mit goldenen Tressen umwunden, die Capitäle mit gesticktem Sammt in ungefährer Capitälform, so alle Gesimse und Pfeiler behängen und bedeckt. Alle Zwischen- räume der Mauern mit lebhaft gemalten Stücken bekleidet, daß die ganze Kirche mit Mosaik ausgelegt schien, und über zwei-
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