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1. Teil 6 - S. 144

1904 - Leipzig : Brandstetter
144 allein man kannte die Kunst noch nicht, diese durch eine weitere Zir- kulation 2) wieder zu Gegenständen des Handels zu machen. Der Geld- handel im großen, wie er gegenwärtig ist, steht außerdem in einer zu genaueil Verbindung mit dem öffentlichen Kredit der Staaten, be- sonders der großen Handelsstaaten, und ist erst eine Folge der Kunst gewesen, auf die der menschliche Geist vielleicht am meisten raffiniert3) hat, öffentliche Schulden auf die möglichst vorteilhafte Art zu machen und wieder abzutragen. Diese Kunst blieb unbekannt in der alten Welt, weil sie überflüssig war. Die damals so viel geringeren Staats- ausgaben wurden entweder durch aufgelegte Tribute bestritten oder auch in außerordentlichen Fällen, wenigstens in Freistaaten, durch freiwillige Anleihen von Bürgern, die man zurückzahlte, aber die kein Gegenstand einer kaufmännischen Spekulation werden könnten. Der eigentliche Wechselhandel aber setzt ein Wechselrecht voraus und kann schwerlich ohne regelmäßig eingerichtete Posten bestehen, weil alles dabei auf eine sichere, schnelle und häufige Korrespondenzz ankommt. Es ist zwar sehr verkehrt, wenn man eine plötzliche Aufhebung unserer Posteinrichtungen annimmt, und aus der Stockung, die alsdann ent- stehen müßte, auf die geringe Lebhaftigkeit des alten Handels zurück- fchließen will; (denn die Aufhebung einer schon bestehenden Einrich- tung ist immer mit weit größeren Unbequemlichkeiten verbunden als ihr gänzlicher Mangel, wo sich vor: selbst andere Ersatzmittel zu finden pflegen;) aber daß gewisse Zweige unsers Handels lediglich von den Posteinrichtungen abhangen und durch sie erst möglich geworden sind, bleibt darum nicht minder eine ausgemachte Sache. Die größere Einfachheit des alten Handels, indem er nur im Kauf und Verkauf der Waren bestand, zeigt sich auch darin, daß nicht so viele und so verschiedene Klassen von Teilnehmern dabei beschäftigt waren wie gegenwärtig. Zwar muß man auch hier nicht zu absprechend in seinen Behauptungen sein. Wer kann uns noch mit Gewißheit darüber belehren, wie es in einem großen phönizischen oder karthagi- schen Handelshause aussah? Daß iit den großen Handelsländern der Handel auch außer den eigentlichen Kaufleuten eine große Menge von Menschen, von Zwischenhändlern u. s. w. beschäftigte, sieht man an mehreren Beispielen, wie z. B. der Kaste der Dolmetscher oder Mäkler in Ägypten; und überhaupt bürgt uns die Unveränderlichkeit der Sitten und des ganzen gesellschaftlichen Lebens im Orient wohl dafür, daß auch die Einrichtungen des Handels sich hier wenig geändert haben. Die Verschiedenheit findet sich also nur hauptsächlich zwischen der Form des jetzigen und des alten europäischen Handels. Wahr- 2) Kreislauf, Umlauf. 3) uachgesonueu. 4) Briefwechsel, brieflicher Verkehr.
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