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1. Deutsches Lesebuch für Obersekunda - S. 49

1912 - Frankfurt am Main : Diesterweg
49 wand gekleidet oder wenigstens nach deutschen Gesetzen betont. Den Januär nennt man in (Österreich Jänner, die Rastänien Rösten,- aus Nikolaus und Bartholomäus wird infolge verschiedener Rkzentgebung oberdeutsch Nickel und Barthel, niederdeutsch Rlaus und Mewes,- dort betont man Nltar und Pastor auf der ersten, hier dagegen auf der zweiten Silbe. Im Gegensatz zum Süden hat sich der Norden mehr durch verstandes- tätigkeil hervorgetan. Nn Fähigkeit, den freien Fluß der Nede durch Dämme und Deiche zu regeln, ist er stets überlegen gewesen. Die Lautbewegungen, die von Oberdeutschland ausgingen, brachen sich meist an dem walle des starren Sachsentums. mit Stolz rühmt Lauremberg (1652) in seinen nieder- deutschen Scherzgedichten die Festigkeit des Niederdeutschen mit den Worten: „Unse sprake blift altid beständig und fest, als se ersten was, evenso is se ock lest. Juwe (Eure) verändert sik alle föftig jähr, dat können de schriften bewisen klar. Liner kann mit groeter Moey kuem dre Negen lesen van der Spraek, de damals is im Gebruek gewesen- men de Sprake in ganz Neddersaxenland blift unverrückt un hat Bestand." In Nord- deutschland wird mehr wert auf sorgfältige und richtige Nussprache gelegt, und mag es auch zufällig sein, daß von Norden her schon in mhd. Zeit der strengere Neim durch Heinrich von veldeke eingeführt worden ist, so bleibt doch beachtenswert, daß die wichtigsten Sprachgesellschaften dort tätig ge- wesen sind. Rlopstock stellt eingehende Untersuchungen über die Sprache an, die Goethe und Schiller fern liegen, und wie die Mehrzahl der hervor- ragenden Grammatiker, z. B. Gottsched, Ndelung u. a., im Norden unseres Vaterlandes geboren ist, so wirkt noch gegenwärtig von dort aus der all- gemeine deutsche Sprachverein für Schönheit und Reinheit unserer Mutter- sprache. Betreffen die bisher erörterten Erscheinungen mehr den verstand und die Einbildungskraft, so tritt auch die Gemütsseite im sprachlichen Nusdruck beider Gebiete in bezeichnender weise hervor, wie der park des süddeutschen Grundbesitzers mehr im Schmucke bunter Blumen erglänzt, der des norddeutschen dagegen mehr in dem strengen Ernste herrlicher Baumgruppen seine Ligenart entfaltet, so zeigt auch Gberdeutschland ein farbenfreudigeres vokalbild in seiner Sprache als die niederdeutschen Länder: dort, namentlich im bayrischen Gberlande, sind mehr Doppellaute zu finden als in den niederdeutschen Mundarten. Und wie groß ist nicht der Unterschied zwischen beiden Gegenden in Aussprache und Betonung! Richt nur besteht zwischen der gehobenen und der gesenkten Stimme bei den Süddeutschen ein größerer Zwischenraum als bei den Bewohnern des Nordens, sondern es herrscht auch große Verschiedenheit zwischen der breiten und langsamen Sprechweise des gemütlichen Bayern und der raschen, scharf betonenden Rede des Brandenburgers. Überhaupt ist die Sprache im Süden von lebhafterer Empfindung getragen, bilderreicher, Schünfelüer, Deutsches Lesebuch für Dbersekunda. 4
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