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1. Deutsches Lesebuch für Obersekunda - S. 223

1912 - Frankfurt am Main : Diesterweg
223 diese Betrachtungen ihm nahe, und außerdem waren diese Erscheinungen für seine Anschauungen von der Verwandtschaft der Naturkräfte von grund- legendster Wichtigkeit. Die nun folgenden Veröffentlichungen über die chemischen Zersetzungen durch den galvanischen Strom lassen uns auch schon deutlicher die Entwicklung seiner Ansichten über das Wesen der Naturkräfte erkennen- es tritt jetzt seine Abneigung, seine Ungläubigkeit in bezug auf jede Wirkung in die Ferne, jede actio in distans, hervor. Eine Theorie der chemischen Wirkungen des galvanischen Stromes, der Elektrolyse, gab Faraday nicht- es bedurfte angestrengter Arbeit der her- vorragendsten Physiker der letzten 80 Jahre, ehe nach zahlreichen Unter- suchungen mit feineren Instrumenten, als sie ihm zu Gebote standen, Tlausius und Arrhenius eine befriedigende Theorie der elektro-chemischen Zersetzungen aufstellen konnten, was wir Faraday auf diesem Gebiete verdanken, sind die beiden Grundgesetze der Elektrolyse, von denen das erste aussagt, daß die Menge der Zersetzungsprodukte ein Maß für die Quantität der durchgeflossenen Elektrizitätsmenge (Stromstärke) ist, das zweite, daß die durch denselben Strom oder durch gleiche Llektrizitäts- mengen in verschiedenen zersetzten Flüssigkeiten abgeschiedenen Bestandteile einander chemisch äquivalent sind. Mit dem Abschluß dieser Untersuchungen tritt im Jahre 1835 eine Pause in Faradays experimentellen Arbeiten ein, die aber durch tiefe innere Geistesarbeit derart ausgefüllt erscheint, daß die nachfolgenden Ver- öffentlichungen sich wesentlich von den vorangegangenen unterscheiden, in denen das Experiment, das Interesse am Tatsächlichen, vorherrschte. Ob- wohl schon bei seinen elektrolytischen versuchen die ersten Anläufe her- vortreten, von dem Äußeren der Erscheinungen in das Wesen der Sache einzudringen, wird dieses philosophische Streben doch erst jetzt zu dem ihn nicht mehr verlassenden treibenden Motiv für alle ferneren Arbeiten. Die damalige Physik nahm als Ursachen der Erscheinungen Rräfte an, die direkt und unmittelbar zwischen den Körpern durch alle Entfernungen hin wirkten. Für den Mathematiker reichte diese Betrachtungsweise aus. Fa- raday, der nicht mathematisch gebildet, der eine entschieden intuitive Natur war, konnte sich damit nicht zufrieden geben. Lr betrachtete jede Fern- wirkung nur als ein scheinbares Phänomen und suchte hinter jeder be- obachteten Wirkung in die Ferne eine natürliche Vermittelung. Zunächst untersuchte er die elektrischen Influenzerscheinungen und er- kannte durch zahlreiche versuche, daß die Influenz keine Fernwirkung sei, daß sie vielmehr durch Vermittelung des zwischen den Leitern befindlichen Mediums, des Dielektrikums, geschehe. Die Untersuchung des Einflusses dieser Zwischensubstanzen auf das Wesen der elektrischen Influenz ist eine der bedeutsamsten Arbeiten Faradays, die von den reichsten Nesultaten gekrönt war, Resultaten, die in der Folgezeit für die Entwicklung der
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