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1. Mancherlei für Jung und Alt - S. 2

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
2 Sein Weib — „die konnte etwas" — das heißt, sie galt als eine Hexe, seine Silben rauften am verwegensten in allen Wirtshäusern, seine kleinen Kinder bettelten, ein oder das andere aus der Familie saß beinahe immer in der Fronseste zu Schongau wegen allerlei Jnzichten oder Polizei- sünden. — Als ich nun auch den Wohnort des Berüchtigten selbst zu sehen bekam, die halbverfallene Hütte, schwarzgeränchert von den Dämpfen der Kohlenmeiler, die der Martin, versteht sich ans gestohlenem Holze, zeit- weise nebenan baute, zunächst umgeben von einem Ackerstück, das seinen Be- sitzer jedenfalls zu einem steinreichen Mann machte und füglich des Zaunes entbehren konnte, den der Kohlhofer mit einer unerklärlichen Sorgfalt erhielt, Haus und Feld dicht überschattet von den düstern Tannen des Waldes, in dessen Finsternis es sich verbarg: da war ich vollkommen einverstanden mit den Ansichten meiner Landsleute über den Kohlhoser Martin und seine Wirtschaft, und wenn von der Zeit an es sich in Gesprächen, Geschichtenbüchern oder dergleichen von einer Räuberherberge, von unheimlichem Verkehr, von Diebshehlern und Mördergruben handelte, so war meine Phantasie schnell bei der Hand, das alles aufzuputzen mit den Schauerlichkeiten der Kohlhofer Einöde und den Gestalten ihrer In- sassen, deren Bekanntschaft ich übrigens niemals persönlich machte. Ich habe bisher von meinen Bnbenzeiten gesprochen; später, ich war schon ein gestudierter Mensch, kam auch wieder einmal beim Vespertrunk im Herrenstübl das Gespräch auf den Kohlhofer Martin, und unser voriger Herr Pfarrer selig sagte da: „Ja, mit dem Martl ist mir auch eine seltsame Geschichte begegnet." Darauf that der Herr Pfarrer einen Stoßseufzer und erzählte die seltsame Geschichte. — Ich muß aber, ehe ich sie ihm nacherzähle, zu Nutz und Frommen meiner lieben Leser etwelche Berichtigungen vorausgehen lassen, die der hochwürdige Herr im Verlaufe unseres Gesprächs über besagten Martin und sein Thun und Treiben uns mitgeteilt hatte. Er war darüber gewiß besser unterrichtet, als die müßigen Schwätzer, welche an den Kunkelabenden von dem ver- dächtigen Kohlenbrenner heimgarteten; denn früher war er als Pfarrer in der Wildsteige desselben nächster Nachbar gewesen und hatte, so schien mir's aus seinen Reden hervorzugehen, einen Verkehr mit dem übel verzeichneten Gesellen von viel vertraulicherer Art, als man vermuten sollte. Es hatte ihm der Martin völlig seine ganze Lebensgeschichte an- vertraut, halb lachend und halb weinend, wie es eben kam — zuerst gewöhnlich im übelsten Humor sein Kapitel beginnend, wenn er im Wild- steiger Pfarrhofe als Gast eingesprochen hatte; später mit leichtfertiger Laune über seine Geschicke scherzend, weil sein knurrender Magen be- ruhigt worden mit dem Abhub von des Hochwürdigen Tische. Der Kohl- hofer war eines Kleinhäuslers Sohn aus dem Steingadischen, von vielen
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