Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Mancherlei für Jung und Alt - S. 112

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
112 Mitglied des Priesterkollegiums, welches er für seine eigene göttliche Ver- ehrung einsetzte, und als es einmal den folgenden Tag an einem Wett- rennen teilnehmen sollte, ließ er die Menschen die Nacht vorher in der Nähe seines Stalles mit Gewalt und Blutvergießen anseinandertreiben, damit es nicht in seiner Ruhe gestört werde. Einst ließ er in der Nacht einige der angesehensten Senatoren zu sich rufen. Als sie sich, in der Meinung, daß es sich um eine wichtige Staatsangelegenheit handle, ver- sammelt hatten, öffnete sich plötzlich die Thür des Zimmers: er rauschte im Schauspielerkostüm herein und tanzte ihnen unter Musikbegleitung etwas vor. Bei dieser Liebhaberei war es auch natürlich, daß er sich mehr mit Schauspielern und Wagenlenkern als mit Staatsmännern ab- gab und einen großen Teil seiner Zeit außer den eigentlichen Spielen in den Pferdeställen und auf den Übungsplätzen der Nennpferde und der Gladiatoren zubrachte. Ein Charakter wie der des Caligula, in dem die Selbstsucht und die Nichtachtung jeder fremden Persönlichkeit so stark ausgeprägt war, mußte notwendig, wenn er die Macht besaß, auch grausam sein, und jenes Treiben, insbesondere die gewohnheitsmäßige Teilnahme an den Tierhetzen und Gladiatorenspielen, mußte notwendig dazu beitragen, diese Neigung zu steigern. Es wird erzählt, daß er, als es einst an Ver- brechern für die Tierhetzen fehlte, aus dem Kreise der Zuschauer die den Schranken zunächst stehenden aufgreifen und den wilden Tieren vorwerfen ließ, daß er diese mit dem Fleische der Gefangenen fütterte, daß er bei Tisch unter seinen Augen die Angeklagten foltern und wohl auch hin- richten ließ, daß er es den Henkern zur Pflicht machte, ihre Opfer so hinzurichten, daß sie den Tod fühlen, daß er die Väter zwang, der Hin- richtung ihrer Söhne beizuwohnen, und sie dann wohl zu einem fröh- lichen Mahle zu sich einlud, daß er Menschen wie Tiere in eiserne Käfige sperren oder auch mitten durchsägen ließ, und dergleichen mehr, was, wenn auch teilweise kaum denkbar, doch beweist, wie er im allge- meinen war und wie man seinen Charakter auffaßte. Er selbst rühmte sich der Festigkeit, mit der er das Schrecklichste ansehen könnte. Es kam nun aber bei ihm noch ein besonderes Motiv zu Grausam- keiten hinzu. Nicht nur, daß er durch jene Spiele und Wettrennen un- geheure Summen verschleuderte, sondern er war auch im übrigen ein ganz sinnloser Verschwender. Es gehörte z. B. zu seinen Vergnügungen, Geld oder Geldanweisungen unter das Volk auszuwerfen oder auch bei den öffentlichen Spielen die versammelte Menge zu bewirten; er warf seinen Günstlingen, besonders Schauspielern und Wagenlenkern, bei jeder Gelegenheit große Geschenke zu: so erhielt ein Wagenlenker von seiner Partei, Eutychus, einst beim Nachttisch, wo es üblich war, kleine Geschenke
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer