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1. Mancherlei für Jung und Alt - S. 129

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
129 Einige musizieren auf Flöten und Tamburinen, andere weisen in kind- lichem Entzücken auf die herrliche Erscheinung hin. Eine köstliche Gruppe rechts singt aus einem breiten Notenstreifen ein himmlisches Quartett; noch andere stützen und halten die Wolkenschichte, auf welcher die Madonna emporgetragen wird. Einen entzückenderen Schwarm von reizenden Kindern kann man nicht sehen. Die auf der Erde zurückgebliebenen Apostel sind in einer Bewegung, wie sie ein urplötzliches mächtiges Ereignis hervorruft. Staunen und Bewunderung verbinden sich in ihrem Nachschauen mit Sehnsucht und Begeisterung. Petrus ist, übermannt von der Erscheinung, auf den Rand des Sarkophages niedergesunken, dem die Jungfrau eben entschwebte; in flehendem Aufblicken hebt er die Hände, als rufe er: O nimm mich mit! Energischer drückt sich dieselbe Empfindung in der mächtigen Gestalt zu seiner Linken aus, vermutlich Paulus. Er schreitet kühn (den rechten Fuß sogar in gar zu gewaltsamer Stellung) vorwärts und breitet so leidenschaftlich seine Arme empor, als ziehe ihn eine geheime Gewalt der Verherrlichten nach. Von edelster Begeisterung glühend, blickt der männ- lich schöne Johannes ebenfalls hinauf und legt wie beteuernd die Hand auf die Brust. Die übrigen stufen sich in entsprechenden Graden des Anteils mit charakteristischer Mannigfaltigkeit ab. Mit wenigen Aus- nahmen sind diese Ausbrüche höchster Begeisterung ungezwungen und groß- artig schön entwickelt. Durch den ganzen mächtigen Zug der Empfindung aber, der alle erfüllt, hat der Künstler weise die untere Gruppe mit der obern verbunden. Von der Ausführung ist zu sagen, daß sie alle Vorzüge Tizianscher Kunst im höchsten Maße vereint. Die Glut und feurige Kraft der Farbe wird durch ein fein abgewogenes Helldunkel und durch zarte Mitteltöne zu harmonischem Schmelz verbunden. Nie vielleicht, selbst bei Tizian, hat die Farbe wieder eine solche Jubelsymphonie himmlischer Herrlichkeit angestimmt. Wilhelm Lübke. Helgoland. Aus der Nordsee grünen Wogen ragt ein Felsen stolz empor, Den ein rvackres Friesenvölkchen sich zum Wohnsitz auserkor. Rings umbraust von wilden Fluteil, ist sein Feld der Meeresplan, Und sein Pflug, der kleine Nachen, bricht mit scharfem Kiel sich Bahn. Auf den Feldern keine Saaten, auf der Insel grünt kein Baum. Nur der Tang zieht um den Felsen einen dunkelgrünen Saum. Keine Blüte labt das Auge, dich erfrischt kein Blumendust; Doch soweit die Blicke schweifen, grün das Meer lind blau die Luft. Ja das Meer, das ist der Acker, den der Friese keck befährt, Der verschwenderisch ihm bietet, was sein freies Herz begehrt. Ap dem Meer ist seine Heimat, stets winkt ihm der weite Plan, Sei's im goldnen Sounenglanze, sei's im donnernden Orkan. Lesebuch. g
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