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1. Mancherlei für Jung und Alt - S. 177

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
177 / geschlossenen Fenstern und Balkons, und durch ein unerschöpflich buntes Treiben orientalischen Lebens. Es geht unterm Hals der Kamele weg, die, in langer Reihe beladen daherschwankend, die enge Gasse fast aus- füllen, und ein Stock wird vorgehalten um alles Rändeln an Mauerecken und Kamelslasten zu vermeiden. Bazarstraßen, die durch Tücher über- spannt sind und kühl bleiben, auch am heißen Tag; Wasserträger, die die aus ihrem glänzend nassen Schlauch mit geworfenem Wasser den Staub ewig wieder niederschlagen; Moschee an Moschee, rot und weiß in die Quere gebändert mit dem zierlichen Tropfsteingewölb überm Portal und den schlanken Minarets, die immer neu, immer wechselnd mit der Form und Zahl ihrer Rnndbalkons, sich darüber erheben. Durch die Bazars der Schuster und Waffenschmiede und über den weiten Platz von Sultan Hassans großer Moschee reiten wir endlich zur Citadelle hinauf, durch die geschlossenen Räume von Thor zu Thor, in denen einst die Mamelucken 1 niedergemacht wurden. Wir verlangen nach dem ersten An- blick der Pyramiden, und wenn wir hinaustreten ans den Wall vor der neuen Alabastermoschee, die setzt imponierend oben steht, da wird uns ein Anblick von eigentümlich ernstem Zauber. Tief unter uns liegt die Stadt in ihrem abendlichen Dust, aus dem mehr als dreihundert Minarets auftauchen, und weiter das Blitzen des Nils — aber gleichwohl bleibt unser Auge gewiß nur jenseits haften, wo über der ansteigenden, hellgelben Wüste die gleichfarbigen Pyramiden von Gizeh schweben, zauberhaft, geheimnisvoll, nicht wie Menschenwerk, denn jenes Gebiet, die Wüste, gehört ja nicht den Bewohnern des grünen Feldes, sondern eher wie Bollwerke, welche die Wüstengeister gegen uns errichtet haben, um ihre Wüste wild und frei zu halten. Gewiß können wir den Morgen kaum erwarten, wo wir durch stille Gassen und Felder — denn der orientalische Tag wacht nichts weniger als früh auf — Hinausreiten nach Alt-Kairo. Die Segelbarke nimmt uns und unser Reittier ans und trägt mit leichtem Wind aufwärts über den breiten, mit Barken gesäumten Strom. Es geht oben an der Nil- insel Rhoda vorbei, auf der ein indischer Park, Ibrahims verwilderte Gärten, dessen leichte Gartenpaläste überragt. Aber für jetzt ist uns der ganz gemeine Palmenwald lieber, in den wir jenseits eingehen, mit den kurzen, staubigen Büschen seiner Wipfel, denn es ist derselbe, der süd- wärts, dort freilich schöner, die Stätte von Memphis überzieht. Beini Verlassen desselben stehen die Pyramiden vor uns, groß, schön, mit voll- kommen scharfen Kanten. Man merkt nicht, wie fern sie noch sind. Aber wenn wir allmählich näher reiten durch grünes Feld und Nilsumpf, wenn die 1 Leibwächter des Sultans. Lesebuch. 12
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