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1. Mancherlei für Jung und Alt - S. 215

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
215 des Lateinischen mächtig, und wußte gut und geläufig, ja auch witzig zu sprechen, machte jedoch selten von letzterer Fähigkeit Gebrauch und war auch in dieser Richtung, wie überall, bescheiden und anspruchslos. Jsa- bella führte die Buchdruckerkunst nach Spanien ein, gründete Bibliotheken, stiftete Akademieen und förderte die Wissenschaften aller Art; Elisabeth dagegen wollte selbst gelehrt sein und war nach Humes Geständnis mehr eine Prahlerin mit eigener Gelehrsamkeit, als eine Freundin der Wissen- schaften. Darum schützte sie die Wissenschaften aus Eitelkeit, Jsa- bella dagegen aus Achtung vor denselben und aus der Überzeugung von dem hohen Einstuß, den sie ans das Glück und die Wohlfahrt eines Volkes ausüben können. Beide Fürstinnen zeigten Unduldsamkeit gegen Andersgläubige. Aber während bei Elisabeth nur die Politik, nicht die Wärme der gläubigen Überzeugung alle Verfolgungsbefehle diktierte, bewies Jsabella die Auf- richtigkeit ihres religiösen Eifers durch innige Andacht, tugendreichen Wandel und zahlreiche Werke der Barmherzigkeit, so daß notwendig ihre Härte gegen Mauren und Juden tausendmal entschuldbarer ist, als die kalte und grausame Verfolgung der Puritaner und Katholiken durch die wahrscheinlich selbst überzeugungslose Elisabeth. Bei ihrer Thronbesteigung noch hat letztere feierlich die katholische Religion beschworen und Auf- rechthaltnng derselben eidlich gelobt, ja selbst wiederholt heuchlerisch die katholische Kommunion empfangen, um bis zum gelegeneu Zeitpunkte ihre unter Maria wieder katholisch gewordenen Unterthanen zu täuschen. Als sie aber die Maske abwarf, erließ sie so bittere und blutige Straf- gesetze gegen die Katholiken, und ließ dieselben mit solcher Grausamkeit morden, daß selbst die Greuel der spanischen Inquisition dagegen erbleichen. Güterkonfiskation war auf die erste, der Tod aber auf die zweite Weigerung gesetzt, die Königin auch für das kirchliche Oberhaupt Englands erkennen zu wollen, und die überfüllten Kerker, die immer gebrauchte schreckliche Folter, die stets beschäftigten Galgen, die auf- geschlitzten Leiber der Altgläubigen, die Vierteilungen und schändlichen Verstümmelungen aller Art gaben unausgesetzt die unwidersprechlichsten Belege von der Glaubensdespotie Elisabeths. Gewiß, wenn die Inqui- sition unter Jsabella Tausende schlug, so hat die Reformation Elisabeths Zehntausende geschlagen. Die letzten Tage beider Fürstinnen waren von Kummer getrübt, aber während Jsabella für die Zukunft des Reiches bangte, mit starkem, Hellem Geiste ihre letzten Anordnungen traf und als fromme Christin, durch die Segnungen der Kirche gestärkt, mit Mut und Fassung ihrem Tode entgegenging, war Elisabeth in tiefen Kummer versunken, von bittern innern Vorwürfen über die Hinrichtung ihres Günstlings gequält, durch
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