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1. Mancherlei für Jung und Alt - S. 227

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
227 erkenne, obgleich er persönlich nicht gegenwärtig ist; so auch erkennt man aus der Ordnung des Weltalls den Gott, der es geschaffen hat." Die kolossale Athene Parthenos im Parthenon, 26 Ellen hoch, die nackten Teile, Gesicht, Hals, Hände und Füße aus Elfenbein, die Augen- sterne aus einem dem Elfenbein ähnlichen Edelstein eingesetzt, alles übrige aus geschlagenem Golde gearbeitet, war ganz als eine in heiterer Majestät herrschende Götterjungfrau gedacht, deren grandiose Einfachheit, wie in allen Werken des Phidias, durch reichen Schmuck an der Basis, an den Waffen, selbst am Rande ihrer goldenen Sohlen gehoben war. Die züchtige, streng jungfräuliche Göttin, stehend, mit einem bis auf die Füße herabfließenden Gewände, trug auf der Brust die Ägis mit dem Gorgoueionz auf dem Helme, der ihr Haupt bedeckte, ruhte in der Mitte eine Sphinx, auf beiden Seiten Greife in Relief. In der Rechten hielt sie den Speer, daneben am Boden lag die heilige Schlange, auf der ausgestreckten Linken trug sie eine vier Ellen große Nike 2, darunter zu ihren Füßen stand der Schild, dessen äußere Seite eine Amazonenschlacht, die innere den Kampf der Götter und Giganten in ciselierter Arbeit zeigte: darin auch war es, wo er sein eigenes Bildnis und das seines Freundes Perikles so kunstvoll eingefügt hatte, daß sie ohne Gefahr des Ganzen nicht herausgenommen werden konnten. Auch die tyrrhenischen Sohlen der Göttin waren mit einem Relief verziert, den Kampf der Lapithen und Kentauren darstellend. Roch kolossaler und grandioser war auf einem Throne sitzend das Bild des olympischen Zeus in Elis, aus demselben Stoffe gebildet, die nackten Teile aus Elfenbein, die Gewandung aus Gold, 50 Fuß hoch, auf einer zwölf Fuß hohen Basis. Obgleich Phidias von Natur ein Heros war wie der ihm geistesverwandte Michel Angelo, ein Künstler, dem es leichter wurde, Götterkolosse als Menschenbilder zu machen, so soll er doch, Hand anlegend zur Ausführung dieses Werkes, vor demselben erschrocken sein, daß er, ein Mensch, es wagen wolle, den König der Götter abzubilden. Da sei er einst in Gedanken sinnend über den Markt gegangen, als ein Rhapsode ^ den ersten Gesang der Ilias vorgetragen, und da hätten ihn die berühmten Verse getroffen, in welchen Zeus der Mutter des Achilleus die Gewährung ihrer Bitte bestätigt: Also, sprach er und winkte mit dunkelen Brauen Kronion, und die ambrosischen Locken des Königes wallten vorwärts von dem unsterblichen Haupt: es erbebten die Höh'n des Olympos. 1 1 Schild mit dem Gorgonenhaupt. Gorgone — ein weibliches, schrecken- erregendes Ungetüm, dessen Haare Schlangen waren und dessen Anblick versteinerte. 2 Nike — Siegesgöttin. 3 Rhapsode — Volkssänger. 15*
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