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1. Mancherlei für Jung und Alt - S. 257

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
257 Karte am langgestreckten Seegestade verzeichnet, verdienen kaum den Namen Dörfer. Außerdem kennt der weite Kessel nur unstete Bevölkerung, benachbarte Stämme, die, auf einem flüchtigen Durchzuge oder an den Grasplätzen die Herden weidend, am See ihre Zelte aufschlagen. Noch verlassener erscheint die Wasserfläche selbst. Kein Nachen weit und breit: der einsame Fischer treibt nur vom Ufer aus sein Geschäft, und der Reisende mag froh sein, für seine Zwecke in irgend einem Winkel ein verfaulendes Fahrzeug zu finden. Dafür ist ein Leben anderer Art, das die Einsamkeit nicht stört, ein wahres Stillleben eingezogen. Der See birgt in seiner Tiefe einen unendlichen Reichtum an Fischen: ein neuester Reisender spricht von „erstaunlichen Schwärmen", die er gesehen, „von schwarzen Klumpen, viele hundert Ellen lang, mit den schwarzen Flossen aus dem Wasser ragend, so dicht als sie sich nur zusammendrängen mochten". Das giebt an warmen Abenden ein Aufhüpfen der Fische nach allen Seiten, und über dem Wasser schweben zahlreich, auf Beute lauernd, niederstoßend, die befiederten Feinde der Fische, Eisvögel, Möwen, Geier. Auch sonst scheint die Vogelwelt in dieser Einsamkeit wohl ver- treten, und der nämliche Gewährsmann erzählt von Wachteln, Birk- hühnern, Falken, von Steinschwalben und Felstauben und Adlern aller Art, die über den Sümpfen und Feldern oder über den Klippen nach Nahrung suchten. Nicht die ganze Fauna1 des weiten Bergkessels kennen zu lernen, kann uns interessieren, aber wenn ich etwa noch beifüge: Büffel und Wildschweine, der Hirsch und die Gazelle, der syrische Bär hausen hier im Moraste des Jordans, in den tiefen Schluchten der Berge, so mögen die ungeselligen Gestalten dieses ganze, eigentümliche Tierleben unsere Vorstellung mächtig unterstützen, wo sie eine große, gefeierte Natur in ihrer Einsamkeit, in ihrem wahren heutigen Charakter zu erfassen strebt. Welch anderes Bild zeigt der nämliche See zur Zeit Christi! Den ganzen Halbbogen des Westgestades entlang spiegelt sich ein Kranz blü- hender, bevölkerter Städte in seinen grünen Fluten: Tarichäa und Liberias, Magdala und Kapharnaum, Chorazin und Bethsaida, diese Städte alle, anderer nicht zu gedenken, erscheinen auf einem Streifen von fünf bis sechs Stunden Länge zusammengedrängt. Da breitet sich von selbst in dem engen Landstriche Leben und Bewegung auch über die ein- ladende Wasserfläche aus, und dem berufsmäßigen Fischfänge, dem Ver- kehre nach allen Seiten dienen zahlreiche Schiffe und Nachen. Auch das Evangelium führt uns gerne auf den weiten See hinaus: es zeigt uns die Jünger als beschäftigte Fischer, oder den Heiland, wie er vom Schifflein ans predigt, dem Sturme gebietet, nach dem jenseitigen Gestade fährt, 1 Verzeichnis und Beschreibung der in einem Lande einheimischen Tierarten. Lesebuch. 77
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