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1. Mancherlei für Jung und Alt - S. 267

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
267 erhob und für Jahrhunderte jeden Nebenbuhler überflügelte, hatten andere Städte Toscauas in den Künsten schon Großes und Dauerndes geschaffen. Ja, das mächtige Pisa war es, das in Niccolo Pisano den kühnen und glücklichen Vorboten der künftigen allgemeinen Wiedergeburt der italienischen Kunst hinstellte und das in seiner Domanlage Denkmäler von unver- gleichlicher Bedeutung hinterließ. Fast am Ausgange des Arnothales und nur noch eine Stunde vom Tyrrhenischen Meer entfernt, winken die Kuppeln und Türme der einst gewaltigen und stolzen Freistadt dem erwartungsvollen Wanderer, der sich Pisa nähert, verheißungsvoll entgegen. Schnell erledigt er seine äußeren Angelegenheiten und dann eilt er an die nordwestliche Ecke der Stadt. Hier erblickt sein staunendes Auge den schiefen Turm, den Pracht- bau des Domes, die herrliche Tauskirche dicht nebeneinander auf weitem Plane und hinter ihnen sieht es die Außenmauern des berühmten Fried- hofes. In eine architektonische Anlage tritt man ein, die in ihrer Monu- mentalität und Schönheit, ihrer geschichtlichen Denkwürdigkeit und kunst- geschichtlichen Bedeutung ihresgleichen nicht hat. Andere Gebäudegruppen mögen prächtiger, größer und im einzelnen vollkommener sein, allein würdiger und historischer ist keine. Nur die Ruinen Noms und die Tempel in Pästum muß man nicht mit in Betracht nehmen wollen; aber für das ganze christliche Italien darf man jene Behauptung aufrecht er- halten. Die offenen Thüren des Domes ziehen unwillkürlich in den hohen Bau, und eine vollkommene Freude genießt der Eintretende. Ein Wald schöner, antiker Säulen umfängt ihn, doch wohlgeordnet und einem großen Gedanken dienend; eine lange Perspektive leitet den Blick in die Tribuna, aus deren Wölbung ihm das kolossale Bild des Erlösers, von lichtem Goldgründe umgeben, ein Werk Cimabues, des Vaters der italienischen Malerei, entgegenstrahlt. Wandelt man nun in diesen weiten Räumen betrachtend umher, so erkennt man bald, daß die prächtigen Säulen des Altertums, die hier verwendet wurden, in der bedeutendsten und maß- gebendsten Weise den Eindruck bestimmen. Vier Reihen, durch Bögen ver- bunden, scheiden die fünf Schisse, und noch ein zweites Stockwerk ist angefüllt mit kleineren Säulen. Wie voll muß damals im 11. Jahr- hundert, wo der Bau unternommen wurde, Toscana noch von Römer- werken gestanden haben, wenn man so rauben konnte! Und wie begünstigt war man, wenn man nur die alten Bauwerke zu berauben brauchte, um das beste fertige Material zu gewinnen! Man konnte sich freilich im Gefühle technischer Schwäche noch nicht zur Wölbung des Mittelschiffes entschließen, mußte das Schema des Aufbaues im Mittelschiffe auch über die Öffnungen der Kreuzarme wegführen, so daß der Gedanke des Quer- hauses und Kreuzes sehr verdunkelt wird; man wölbte über der Kreuzung
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