1884 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
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die Pflicht der Gastfreundschaft gebietet. Die Tawara, in einer Größe
von mittlerem Schlage, mit lebhaftem dunklem Auge, von hagerer Gestalt
und ernstem Blicke, sind bekleidet mit einfachen Beinkleidern und einem
leinenen, blauen oder grauen Kittel; er wird durch einen Gurt zusammen-
gehalten , an dem die Patrontasche befestigt ist. Ein Fes mit einem
kunstreich darumgewnndenen Turban, ein Gewehr mit Luntenschloß und
ein Schwert, das zugleich die Stelle des Messers vertreten muß, vollendet
den Anzug. Sandalen aus Fischhäuten kommen oft noch dazu. Der
Scheikh zeichnet sich durch einen bunten, meist roten Rock und durch einen
kostbaren Turban aus. Auf der Reise unterschied sich unser Scheikh von
den übrigen nur durch den roten, reich mit Silber gestickten Gürtel.
Die Frauen tragen schwarze Gewänder von Schafwolle, den Kops ver-
hüllt mit einem Tuche, aus dem nur die Augen hervorsehen, in dem
Haarflechten Zieraten von Perlmutter, in der Nase einen großen kupfernen
Metallring, an den Hand- und Fußgelenken Ringe von Horn oder Glas-
werk. Nach der Hausarbeit und der Wartung des Viehes besteht ihre
Erholung in Musik und Tanz, wobei das Tamburin, Rohrpfeifen,
Händeklatschen und einförmiger Gesang durcheinander tönen.
, Friedr. Ad. Strauß.
Dankeskunst.
Wohlthaten schreib nicht in des Sandes Flächen,
Die des Vergessens Flut verwischt,
Aus Marmor sollst du eine Tafel brechen
Zu einer Schrift, die nie erlischt.
Des Dankes edle Kunst
Erlerne, denn sie bringt zur Gabe holde Gunst.
Ein edler Gabenspender hat
Den guten Schützling lieb,
Er sieht ihn gern und liebt in ihm die eigne That.
So mit der Gabe dir verblieb
Ein Freund mit seinem Rat,
Der zu den Seinigen dich auf die Liste schrieb.
Ein Wicht vor des Wohlthäters Näh' sich scheuet,
Der Gute wie vor Engels Näh' sich freuet.
Johannes Schrott.
Don Inschriften und Aufschriften und Wahlfpriichen alter und
neuer Zeit.
Seit lange gewährt es mir ein eigenes Vergnügen, wenn ich so
allein über Land gehe, wo ich auf einem „Bildstöckel", einer Kapelle,
einem alten Stein oder einem Hause einen ernsten oder heitern Spruch
angeschrieben finde, stehen zu bleiben und ihn mir zu merken, wenn er
von gutem Korne ist.