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1. Dichtung des Mittelalters - S. 11

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 5. Die Poesie unter dem Einflüsse der Geistlichkeit. 11 Deutschland und enthält auch sonst manche rein germanische Anschauung, so daß sie für die Erforschung deutscher Altertümer in Recht und Sitte von großer Wichtigkeit ist. Dem Heliand gegenüber steht, in rein althochdeutscher Sprache geschrieben, der Krist, gleichfalls ein Evangelienbuch, von dem Mönch Otfried zu Weißenburg im Elsaß um 870 verfaßt und Ludwig dem Deutschen gewidmet. Das Gedicht ist in Strophen von 2 Langzeilen oder 4 Halbzeilen mit je 4 Hebungen und unbestimmt vielen Senkungen ab- gefaßt; die Vershälften sind nicht mehr durch den Stabreim, sondern durch den Endreim in sich verbunden, indem In- und Auslaut der vierten Hebung jeder Halbzeile Gleichklang haben. Weniger episch ge- halten als der Heliand, zumal da viele lyrische und didaktische Stellen mit Reflexionen und moralischen Betrachtungen eingefügt sind, kennt das Gedicht keine heidnische, sondern nur mehr christliche Anschauung. In der Form der Leiche, d. h. in Reimpaaren ohne Strophenabteilung, ist geschrieben das Lndwigslied, ein Gedicht auf den Sieg Ludwigs Iii. über die Normannen bei Saucourt 881, verfaßt vom Mönch Hucbald ini flandrischen Kloster St. Amand, das einzige bedeutendere Gedicht welt- lichen Inhalts ans jener Zeit.' Im übrigen ist die Poesie beschränkt auf lateinische Hof- und Klosterdichtnng, so daß wir sogar einen echt deutschen Stoff, der dem bnrgnndisch-hnnnischen Sagenkreise angehört, in lateinischen Hexa- metern behandelt sehen. Diese Dichtung ist Waltharius manu sortis, verfaßt von dem Mönch Ekkehard in St. Gallen (gest. 973). Sowohl durch den Stoff, welcher uns die alte Volksdichtung in ihrer bald schroffen, riesenhaften Kraft, bald zarten, anmutigen Milde auf das getreueste vor Augen führt, als durch die echt epische Darstellung, die nicht selten an die Weise der Ilias erinnert, ist das Walthari-Lied ein Werk von hervorragender Wichtigkeit. Der Hunnenkönig Attila, dem nach der Geschichte einige deutsche Völker Unterthan waren, steht in der Sage noch mächtiger da als in der Geschichte. Die Franken, Burgunden und selbst die Westgoten (in Aquitanien und Spanien) unter- werfen sich ihm, geben kostbaren Tribut und stellen Geiseln. Von deir Frauken, wo König Gibicho herrscht, erhält er als Geisel den edlen Knaben Hagano; von den Burgunden die schöne Königstochter Hildgund, von den Westgoten den Königssohn Walthari. Mit diesen Geiseln und mi5 vielen Schätzen kehrt Attila heim nach Pannonien (Ungarn). Die drei .Geiseln wissen sich an seinem Hofe beliebt zu machen. Hagano und Walthari leisten bei Attilas Kriegszügen ausgezeichnete Dienste, unter sich schließen sie innige Freundschaft und Blutbrüderschaft. Hrldgund wird die Vertraute der Königin und ihre Schatzmeisterin. Bald erfährt Hagano, daß König Gibicho in Frankenland gestorben und sein Sohn Gunthari ihm nachgefolgt sei, welcher das hunnische Bündnis zerreißt und den Zins verweigert. Da entflieht Hagano nach seiner Heimat. Um so fester sucht Attila den jungen
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