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1. Dichtung des Mittelalters - S. 28

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
28 Dritte Periode, von 1150—1300. „Gefangen hat sie beide Siegfriedens Hand: Nie so mancher Geisel kam in dieses Land, Als nun seine Kühnheit bringt an den Rhein." Ihr konnten diese Mären nicht willkommener sein. „Man führt der Gefunden fünfhundert oder mehr Und der zum Sterben Wunden, wißt, Königin hehr, Wohl achtzig blut'ge Bahren her in unser Land: Die hat zumeist verhauen des kühnen Siegfriedes Hand. „Die uns im Übermute widersagten hier am Rhein, Die müssen nun Gefangene König Günthers sein; Die bringt man mit Freuden her in dieses Land." Ihre lichte Färb' erblühte, als ihr die Märe ward bekannt. Ihr schönes Antlitz wurde vor Freuden rosenrot, Da lebend war geschieden aus so großer Not Der weidliche Recke, Siegfried, der junge Mann. Sie war auch froh der Freunde und that wohl weislich daran. Die Schöne sprach: „Du machtest mir frohe Mär bekannt: Ich lasse dir zum Lohne geben reich Gewand, Und zehn Mark von Golde heiß' ich dir tragen." D'rum mag man solche Botschaft reichen Frauen gerne sagen. Frohlockend zieht bald das Heer ein, und Siegfried wäre heimgekehrt, wenn nicht der Gedanke an die holde Maid ihn zurückgehalten hätte, da er sie bei einem Hosgelage, welches Günther angekündigt, zu sehen hofst. Aünftes Abenteuer. Wie Siegfried Lricmhilden zuerst ersah. Zur Feier des Hofgelages strömen von nah und fern die Gäste herbei. An einem Pfingstmorgen sah man sie alle geh'n Wonniglich gekleidet, viel Degen auserseh'n, Fünftausend oder drüber, dem Hosgelag entgegen. Da hub um die Wette sich viel Kurzweil allerwegen. Der Wirt hatt' im Sinne, was er schon längst erkannt, Wie von ganzem Herzen der Held von Niederland Seine Schwester liebe, sah er sie gleich noch nie, Der man das Lob der Schönheit vor allen Jungfrauen lieh. Er sprach: „Nun ratet alle, Freund oder Unterthan, Wie wir das Hofgelage am besten stellen an, Daß man uns nicht schelte darum nach dieser Zeit: Zuletzt doch an den Werken liegt das Lob, das man uns beut."
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