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1. Dichtung des Mittelalters - S. 38

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
38 Dritte Periode, von 1150—1300. Da sprach wieder Brunhild: „Wie weidlich sei dein Mann, Wie schön und wie bieder, so steht ihm doch voran Günther, der Recke, der edle Bruder dein: Der muß vor allen Königen, das wisse du wahrlich, sein." Da sprach Kriemhild wieder: „So wert ist mein Mann, Daß er ohne Grund nicht solch Lob von mir gewann. An gar manchen Dingen ist seine Ehre groß. Glaubst du das, Brunhild? er ist wohl Günthers Genoß!" „Das sollst du mir, Kriemhild, im Argen nicht versteh'n; Es ist auch meine Rede nicht ohne Grund gescheh'n. Ich hört' es beide sagen, als ich zuerst sie sah. Und als des Königs Willen in meinen Spielen geschah, „Und da er meine Minne so ritterlich gewann, Da sagt' es Siegfried selber, er sei des Königs Mann: D'rum halt' ich ihn für eigen: ich hört' es ihn gesteh'n." Da sprach die schöne Kriemhild: „So wär' mir übel gescheh'n. „Wie hätten so geworben die edlen Brüder mein, Das ich des Eigenmannes Gemahl sollte sein? Darum will ich, Brunhild, gar freundlich dich bitten, Laß mir zulieb die Rede hinfort mit gütlichen Sitten." Die Königin versetzte: „Sie lassen mag ich nicht: Wie thät' ich auf so manchen Ritter wohl Verzicht, Der uns mit dem Degen zu Dienst ist Unterthan?" Kriemhild die schöne hub da sehr zu zürnen an. „Dem mußt du wohl entsagen, daß er in der Welt Dir irgend Dienste leiste. Werter ist der Held Als mein Bruder Günther, der Degen unverzagt. Erlaß mich der Dinge, die du mir jetzo gesagt. „Auch muß mich immer wundern, wenn er dein Dienstmann ist, Und du ob uns beiden so gewaltig bist, Warum er dir so lange den Zins versessen hat; Deines Übermutes wär' ich billig nun satt." „Du willst dich überheben," sprach da die Königin. „Wohlan, ich will doch schauen, ob man dich fürderhin So hoch in Ehren halte, als man mich selber thut." Die Frauen waren beide in sehr zornigem Mut. Da sprach wieder Kriemhild: „Das wird dir wohl bekannt: Da du meinen Siegfried dein eigen hast genannt, So sollen heut' die Degen der beiden Kön'ge seh'n, Ob ich vor der Königin wohl zur Kirche dürfe geh'n."
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