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1. Dichtung des Mittelalters - S. 115

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 11. Stoff des Kunstepos, Darstellung und Form. 115 dem Großen, ferner aus der französischen Sage von Karl dem Großen, aus der brittischen Sage von König Artus und der Tafelrunde^ und aus der spanischen Sage vom heiligen Gral?. 1 Um den Namen des Königs Artus (getötet 542), der als Vertreter der brittischen (keltischen) Nationalität in siegreichem Kampfe gegen die Angelsachsen, gegen Schott- land, Irland, Norwegen und Dänemark gedacht wird, bildete sich mit der Zeit, indem „das erlöschende Nationalbewußtsein des von Römern ltnb Germanen aus der Reihe der herrschenden Völker Europas verdrängten Keltcnvolkes sich um ihn sammelte", ein Sagenkreis, welcher sich von Wales über Britannien und von dort über Frankreich ausbreitete und „nahe an ein Jahrtausend die ganze romanische und germanische Welt erfüllte und poetisch beherrschte". Als Muster und Vorbild aller ritterlichen Tugenden und der feinen Sitte hält Artus mit seiner schönen und tugendhaften Gattin Ginevra glänzenden Hof in Wales. Auf den Rat des ihm befreundeten Zauberers Merlin gründet er den Orden der Ritter der Tafelrunde. Nur zwölf Helden, die durch ritterliche Tüchtigkeit jeglicher Art hervorragen, können in diesen Orden aufgenommen werden und sitzen zum Zeichen ihrer gleichen Würdig- keit vereint mit dem König und der Königin um eine runde Tafel. Ihr Streben geht dahin, alle Ausgaben des weltlichen Rittertums zu lösen: die Frauen zu schützen, die Übermütigen zu demütigen, Riesen zu bändigen, Ungeheuer zu erlegen, Bezauberte zu befreien. Zu diesem Zwecke ziehen sie vom Hofe des Königs ans Abenteuer (entlehnt aus dem franz. aventure, mittellat. die aventura (ursprünglich ackventurasj) aus, welche eine regellose, stets Neues erfindende Phantasie auf das phantastischeste, wunderbarste und bunteste gestaltet und endlos aneinander reiht. Nach Vollendung großer Thaten kehren die Ritter zu neuer Freude zur Tafelrunde zurück. Die vorzüglichsten derselben sind Jwein, Tristan, Erek, Parzival. 2 Die Sage vom heiligen Gral, ursprünglich aus dem Orient stammend, findet ihre Ausbildung zunächst in Spanien und Südsrankreich, dann in Deutschland. Dieselbe enthüll ein doppeltes Moment: das allgemein menschliche von der Annahme eines paradiesischen Zustandes auf Erden und das christliche von dem Glauben an die beseligende Kraft, die ausgeht vom Abendmahle Christi. Der Gral (altfranz. graal oder gréai — Schüssel) ist eine aus einem kostbaren Edelstein gearbeitete Schüssel, aus welcher Christus mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl genoß, und in welche Joseph von Arimathäa das aus der Seitenwunde Christi rinnende Blnt aufsing. Daher knüpft sich au den Gral äußerlich die Darbringung des christlichen Opfers und die Welterlösung; er ist deshalb auch mit Kräften ewigen Lebens ausgestattet. Eine weiße Taube stiegt alljährlich am Karfreitage vom Himmel hernieder, legt in die Schüssel eine Oblate (Hostie) und erneuert durch dieselbe die überirdische Kraft, denn der Anblick des Grals rettet vom Tode und befriedigt alle Wünsche. Niemand aber kann ohne den Ruf des Herrn zum Gral gelangen, niemand der Wunder desselben teilhaftig werden, der stumpfsinnig und gleichgültig nicht nach demselben fragt. So ist der Gral gleichsam die Geschichte der Erlösung durch den Mensch gewordeneir Gottessohn, das Symbol der christlichen Religion, die mehr als alle Herrlichkeit der Welt beseligt, die dem Menschen aber nur durch die Gnade Gottes zu teil wird. — Von Titurel, einem sagenhaften Köuigssohn von Anjou, dem ersten Gralkönige, wird dem Gral, der nach dem Tode Josephs von Arimathäa von Engeln schwebend in der Luft gehalten war,.eine herrliche Burg erbaut auf dem Berge Monsalväsch (irions salvailonis — Berg der Erlösung) oder ivlunsalvaesollo 8*
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